Prozess am Landgericht Stuttgart Opa gesteht sexuellen Missbrauch seiner Enkelin in mehr als 100 Fällen

Vor dem Landgericht in Stuttgart legte der 73 Jahre alte Angeklagte zum Prozessauftakt ein umfassendes Geständnis ab. (Archivfoto) Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Der Mann aus dem Rems-Murr-Kreis muss sich vor dem Landgericht Stuttgart wegen mehr als 100 Sexualstraftaten verantworten.

Der Mann auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts sieht mit seinem grauen Vollbart wie ein Opa aus dem Bilderbuch aus. Doch es gibt an ihm auch eine dunkle Seite, wie ein Prozess vor dem Landgericht Stuttgart nunmehr offenbart hat: Die Staatsanwaltschaft hat den 73-Jährigen aus dem Rems-Murr-Kreis wegen 133 Sexualstraftaten an seiner heute 15-jährigen Enkelin zwischen 2019 und 2023 angeklagt. Es geht um sexuellen Missbrauch in 104 Fällen, Herstellen von kinderpornografischen Schriften in 26 Fällen und dreifachen schweren sexuellen Missbrauch. Er soll das Mädchen an intimen Stellen berührt und Foto- und Filmaufnahmen gemacht haben.

 

Die Taten räumte der 73-Jährige am ersten Verhandlungstag unumwunden ein. „Alles, was man mir in der Anklage vorwirft, stimmt. Ich gestehe alles“, sagte der Mann. Er bitte seine Enkelin und die Familie um Entschuldigung, es tue ihm sehr leid, was er getan habe. Die Vorfälle haben zu einem Bruch zwischen ihm und seiner Familie geführt. „Meine Frau und ich leben zwar noch in derselben Wohnung, aber wir haben seit mehr als einem Jahr, als die Kinder von der Polizei abgeholt wurden, kein Wort mehr miteinander gesprochen.“

Sein Sohn, der ebenfalls nicht mehr mit ihm rede, und dessen drei Kinder seien aus der oberen Wohnung im gemeinsamen Haus ausgezogen, die restlichen Kreditschulden in Höhe von 40 000 Euro zahle er jedoch weiter ab. „Mein Sohn kann die Schulden nicht zahlen, und ich will nicht, dass die Wohnung zwangsversteigert wird“, sagte der 73-Jährige im Gerichtssaal.

Der Angeklagte ist eigenen Angaben zufolge sehr krank

Ob dies jedoch gelingt, dürfte sehr fraglich sein. Nach seinen Angaben bezieht der Angeklagte 1300 Euro Rente, 350 Euro zahlt er monatlich auf den Kredit. Darüber hinaus erklärte der gelernte Bäcker und Konditor, er sei sehr krank und seit 2010 schwerbehindert.

Unter anderem sei er zweimal an der Bandscheibe operiert worden und habe mehrere Reha-Aufenthalte hinter sich. Für den Prozess sind drei weitere Verhandlungstage angesetzt, das Urteil am Stuttgarter Landgericht soll am 3. Februar verkündet werden.

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