Vor dem Landgericht Stuttgart geht es für einen 36-jährigen Schorndorfer um eine längerfristige Einweisung in die Psychiatrie. Er soll unter anderem vor drei Grundschülern masturbiert haben.

Der Mann auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts ist erst 36 Jahre alt, sein gesamter Haarschopf ist jedoch bereits grau. Während er redet, fasst er sich immer wieder ans Ohr oder fährt sich durch die Haare. Er lebt von einer Erwerbsminderungsrente und bezeichnet sich selbst als „hoffnungsloser Fall“. Derzeit ist er vorläufig im Zentrum für Psychiatrie in der Weissenau untergebracht. Nach dem Willen der Staatsanwaltschaft soll er dort noch länger bleiben. Sie hält ihn wegen einer paranoiden Schizophrenie für vermindert schuldfähig und hat ihn wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern ohne Körperkontakt mit dem Kind, Vergewaltigung und Körperverletzung angeklagt.

 

Laut Staatsanwaltschaft soll er im Mai vergangenen Jahres vor einer Grundschule in Schorndorf die Aufmerksamkeit von drei Kindern im Alter von sieben und acht Jahren gesucht haben und sich dann in die Hose gefasst haben, um sich selbst mehrere Minuten lang zu befriedigen. Zudem soll er sich im Juli vergangenen Jahres ins Zimmer einer gleichaltrigen Mitpatientin im Zentrum für Psychiatrie in Winnenden geschlichen und sich zu ihr ins Bett gelegt haben. Diese habe ihre Brille nicht aufgehabt und gedacht, es sei ihr Ehemann. Der 36-Jährige soll die Frau dann umarmt und ihr einen Finger in die Vagina gesteckt haben. Erst als der Angeklagte gleich danach das Zimmer wieder verließ, habe die Frau registriert, dass es nicht ihr Mann gewesen sei und sich überrumpelt und verängstigt gefühlt.

Angeklagter bittet um Entschuldigung

Den ersten Tatvorwurf räumte der 36-Jährige über seinen Verteidiger Daniel Grau ein und bat bei den betroffenen Kindern um Entschuldigung. Den zweiten Tatvorwurf bestritt er jedoch. Laut seines Anwalts hatte die Mitpatientin dem 36-Jährigen gegenüber Gefühle gezeigt und ihm gesagt, dass sie ihn liebe.

Als sich beide am Tattag auf dem Gang der Station getroffen hätten, habe sie ihn geküsst und in ihr Zimmer gezogen, erzählte der Angeklagte. Dort hätten sie sich gegenseitig gestreichelt und er habe auch seinen Finger wie in der Anklage geschildert eingesetzt. „Ich habe aber gedacht, dass sie es auch wollte. Sie hat keinen entgegenstehenden Willen erkennen lassen“, führte Rechtsanwalt Grau für seinen Mandanten aus. Gegenüber der psychiatrischen Sachverständigen habe er aber etwas anderes ausgesagt, weil ihm bewusst gewesen sei, dass sexuelle Kontakte zwischen Patienten verboten seien. Deswegen sei er auch so schnell wieder verschwunden.

Nach seinen eigenen Angaben hat der gelernte Feinwerkmechaniker, der immer nur phasenweise gearbeitet hat, insgesamt fünf Beziehungen mit Frauen gehabt, die letzte vor neun Jahren. Alle seien durch die Freundinnen beendet worden. Es falle ihm grundsätzlich schwer, Anschluss zu finden, er habe wenig Freunde gehabt und dann oft die falschen. Er sei häufig zu Hause gesessen und habe „keine Orientierung“ gehabt. Sein Vater, bei dem er nach der Scheidung seiner Eltern lebte, habe ihn oft angebrüllt und ihm „keine ruhige Minute gelassen“.

In verschiedenen psychiatrischen Kliniken untergebracht

Nach den Unterlagen des Gerichts war der 36-Jährige in den vergangenen acht Jahren insgesamt 17-mal in sechs verschiedenen psychiatrischen Kliniken untergebracht. Aus einer sei er wegen pädophiler Handlungen entlassen worden, wie er einräumte. Im ZfP Weissenau fühle er sich derzeit jedoch sehr wohl.

Für die Vernehmung der Mitpatientin wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen, auch weitere Teile des Prozesses werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Für das Verfahren sind weitere vier Verhandlungstage angesetzt, das Urteil soll am 6. Februar verkündet werden.