Eine 52-Jährige aus Backnang soll ihren Ehemann mit zwei Küchenmessern angegriffen und verletzt haben. „Sie wollte ihn töten“, sagt der Staatsanwalt.
Unsicher schaut sich die Frau mit dem Pferdeschwanz in dem voll besetzten Gerichtssaal um, als sie von zwei Wachtmeisterinnen hineingeführt wird. Eine der beiden Frauen redet beruhigend auf sie ein. Doch der erste Tag im Prozess wegen versuchten Mordes vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Stuttgart gegen die 52-jährige Backnangerin verläuft ruhig und dauert kaum eine Viertelstunde. Nach der Anklageverlesung wird der Prozess schon wieder beendet, da der vom Gericht bestellte Sachverständige krank ist und die Frau sich zum derzeitigen Zeitpunkt des Verfahrens weder zu ihrer Person noch zum Tatvorwurf äußern möchte.
Ehe ist von Auseinandersetzungen geprägt
Laut Anklage war die seit 1991 bestehende Ehe der Frau von verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen geprägt. Auch am Vorabend des Tattages habe es eine solche gegeben, sagte Staatsanwalt Christian Wanjelik. Die Enkelkinder seien Anfang Juni dieses Jahres zu Besuch im Haus des Ehepaares in Backnang gewesen. Nach dem Mittagessen habe das Paar in der Küche aufgeräumt, als eines der Enkel ein Schokobonbon gewollt habe. Dies habe der Ehemann dem Kind gegeben und die Tüte dann in eine untere Schublade unter der Küchenfront verräumt.
„Völlig unvermittelt ergriff die Angeklagte dann zwei Küchenmesser mit 18 beziehungsweise 25 Zentimetern Klingenlänge und stach sie ihrem Mann in die rechte Körperseite, auch im Halsbereich. Sie wollte ihn töten“, erklärte Staatsanwalt Wanjelik. Der Mann habe versucht, seine Frau von weiteren Stichen abzuhalten, doch diese habe mehrmals mit einem Messer in Richtung Hals, Nacken und Ohr gestochen.
Dem Mann sei es dann gelungen, der Frau das Messer aus der rechten Hand zu schlagen und dieses unter den Küchenschrank zu kicken. Beim Kampf um das zweite Messer sei eine Obstschale aus Keramik zu Bruch gegangen. Als es dem Mann gelungen sei, die Frau zu Boden zu bringen und sie festzuhalten, habe die Angeklagte eine Scherbe ergriffen und mehrfach mit dieser auf ihn eingestochen, zudem habe sie ihm zweimal in den Oberschenkel gebissen.
Dem Mann sei es schließlich gelungen, die Frau vor das Haus zu bringen und das zweite Messer hinter eine Mülltonne zu werfen. Durch den Krach und die Hilfeschreie des Mannes seien mehrere Nachbarn aufmerksam geworden. Erst dann habe die Angeklagte eingesehen, dass sie ihr Ziel nicht mehr erreichen könne und sich beruhigt.
Schnittwunden an Hals und Ohr
Der Mann erlitt laut Anklage eine ein Zentimeter lange und tiefe Schnittwunde am Hals und eine weitere am Ohr von drei Zentimetern Länge. Zudem habe das Opfer vier bis fünf weitere Schnittverletzungen erlitten sowie zahlreiche Schnitte an Händen und Beinen. An einem Oberschenkel soll sich ein Hämatom gebildet haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft der 52-Jährigen versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Der Prozess wird am 4. Dezember fortgesetzt, das Urteil soll am 7. Januar verkündet werden.