Ein 41-Jähriger steht wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung vor dem Leonberger Amtsgericht. Wollte er seinem Nachbarn schaden – oder ihn nur verscheuchen?
Altkreis Leonberg - Hat ein 41-Jähriger aus dem Altkreis Leonberg tatsächlich versucht, seinen Nachbarn zu verletzen, indem er diesen mit kieselgroßen Steinen durch das Fenster bewarf? Oder steckte tatsächlich etwas ganz anderes dahinter? Mit dieser Frage musste sich kürzlich das Leonberger Amtsgericht befassen. Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten vor, im Juni vergangenen Jahres im Streit drei Steine auf seinen Nachbarn geworfen zu haben, als dieser aus dem Fenster schaute. Er habe ihn aber nicht getroffen, sondern nur die Fassade des Hauses, auf der der Abdruck des Steins deutlich zu sehen war.
Angeklagter habe Angst vor Nachbarn
Die Steinwürfe räumte der 41-Jährige unumwunden ein. Er habe den Mann am Fenster aber gar nicht treffen wollen, sondern mit Absicht daneben geworfen, um diesen zu verscheuchen. „Ich habe Angst vor dem Mann, dass er mir etwas antut. Er schüttet regelmäßig Flüssigkeiten aus dem Fenster“, erklärte der Angeklagte.
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Sein Verteidiger Clemens Beck ergänzte, der Hof vor dem Fenster gehöre der Firma, in der der Angeklagte arbeite. „Dort ist auch ein Lager, die Mitarbeiter sind ständig in diesem Bereich unterwegs“, führte der Anwalt weiter aus. Die Kieselsteine lägen dort einfach am Boden rum. Der besagte Nachbar stehe regelmäßig am Fenster und schütte Flüssigkeiten herunter. „Man weiß nicht genau, was es ist, aber es gab schon Verätzungen und andere Verletzungen“, erläuterte Beck.
Vermieter will keinen Schadensersatz
Mit dem Nachbarn könne man nicht reden. Es sei zu vermuten, dass dieser unter einer psychischen Krankheit leide. Dem Vermieter sei die Problematik bewusst, er werde wegen der beschädigten Fassade keine Schadensersatzansprüche gegen den Angeklagten stellen. Es sei zu hoffen, dass sich die Problematik bald von selbst erledige, da gegen den Nachbarn eine Räumungsklage erfolgreich gewesen sei.
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Da der Nachbar vor dem Amtsgericht Leonberg nicht erschien, schlug Richter Thomas Krüger vor, den Prozess einzustellen. Dazu erklärten sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung nach kurzer Beratung bereit. „Ich will nur meine Ruhe vor dieser Person, damit meine Kinder ohne Angst aufwachsen können“, sagte der Angeklagte.