Ein Senior aus Ludwigsburg soll seine Frau erschlagen haben. Vor dem Stuttgarter Landgericht räumt der Angeklagte die Vorwürfe ein. An Details könne er sich aber nicht mehr erinnern.

Ludwigsburg - Der Notruf bei der Polizei geht um 20.53 Uhr ein. Ein Männerstimme sagt: „Schicken Sie eine Streife und einen Leichenwagen. Der Vater hat die Mutter erschlagen. Sie liegt in der Dusche.“ Es ist der 6. Januar, Heilige Drei Könige, ein Mittwoch. Drei Polizeiautos rasen mit Blaulicht in eine kleine Sackgasse im Ludwigsburger Stadtteil Pflugfelden. Dort angekommen erwartet sie ein Mann, der sich später als Sohn der Familie herausstellen wird. Er führt die Beamten ins Untergeschoss eines Reihenhauses. Dort, die Polizisten können schon von der Tür aus die Duschkabine sehen, liegt eine Frau in ihrem Blut. Sie ist tot.

 

Der Mann räumt die Tat ein – kann sich aber nicht mehr daran erinnern

Der Mann, der dafür verantwortlich sein soll, sitzt zum Prozessauftakt am Montag im Stuttgarter Landgericht und sagt: „Natürlich bin ich das gewesen. Wer soll es denn sonst gewesen sein?“ Zuvor hat die Staatsanwältin die Anklage verlesen. Auch die Ermittler gehen fest davon aus, dass der 77-Jährige seine Ehefrau umgebracht haben soll. Mit einem Montiereisen soll er gegen ihren Kopf, gegen ihre Brust und gegen den Hals geschlagen haben, bis sie in der Dusche zusammenbrach und kurz darauf ihren schweren Kopfverletzungen erlag. Weil die damals 73-Jährige unter der Duschbrause stehend nichts von der drohenden Attacke mitbekommen habe, geht die Staatsanwaltschaft von Mord aus.

So sehr er von der eigenen Schuld überzeugt ist, so wenig kann sich der 77-Jährige mit den kurzen grauen Haaren und dem grauen Schnauzer offenbar an die genauen Umstände der Tat erinnern. Er habe einen Blackout, was die entscheidenden Minuten angehe, sagte der Mann. Er wisse noch, dass er an jenem Januartag wie jeden Abend zwischen 19.30 und 20 Uhr ins Untergeschoss gegangen sei, um seinen Schlafanzug anzuziehen. Er habe auch bemerkt, dass seine Frau – entgegen ihrer Gewohnheit – zu dieser Zeit unter der Dusche stand. Dann setze seine Erinnerung erst wieder ein, als er auf einem Hocker neben der Dusche gesessen habe. „Und überall war Blut“, sagte der Angeklagte.

Laut seinen Schilderungen hat er einige Minuten auf dem Hocker gesessen. Schließlich sei er in den zweiten Stock, habe an die Wohnungstür seines Sohnes geklopft und gesagt: „Ruf die Polizei, es ist was Schlimmes passiert.“ Er erinnere sich auch noch daran, wie er nach seinem Blackout die Dusche mit Wasser abgespült habe, „schließlich war überall Blut“. Doch wie er mit dem Eisen zuschlug – daran habe er keine Erinnerung.

Schon lange war die Ehe zerrüttet

In diesem Zusammenhang berichtete der Angeklagte vor Gericht von neurologischen Problemen. So habe er vor Jahren einen Hirninfarkt erlitten, immer wieder sei er in der Folge wegen epileptischer Anfälle im Krankenhaus gewesen.

Der 40-jährige Sohn des Paars, der mutmaßlich an jenem Abend den Notruf abgesetzt hatte, ist im Januar ebenfalls vorläufig verhaftet worden. Kurz später wurde er wieder freigelassen, da keine Hinweise gefunden wurden, dass er an der Tat beteiligt gewesen sein könnte. Vor der Kammer wollte der Mann, wie sein Vater von Beruf Elektriker, nicht aussagen. Und was er bei der Polizei zu Protokoll gegeben hatte, darf in dem Prozess nicht verwertet werden.

Was während des Auftakts am Montag weitgehend im Dunklen blieb, ist ein mögliches Motiv für die Tat. Immer wieder fragte die Vorsitzende Regina Rieker-Müller den Angeklagten, der im heutigen Tschechien geboren wurde und als Kind nach Ludwigsburg kam, warum er ein Interesse daran gehabt haben könnte, seine Frau mit dem rund einen Meter langen Metallstab zu erschlagen. „Sie hat mich immer wieder zur Weißglut gebracht“, war allerdings der einzige Hinweis, den der Senior geben konnte.

Klar scheint, dass die Ehe schon lange zerrüttet war. Das Paar, das sich seit dem Kindergarten kannte und 1974 heiratete, lebte seit Jahren in getrennten Stockwerken des Reihenhauses in Pflugfelden. Immer wieder gab es offenbar Konflikte wegen Geldes, weil die Frau mehr Unterhalt von ihrem Mann verlangte, zuletzt wenige Tage vor der Tat sogar per anwaltlichem Schreiben. Laut dem Angeklagten habe er den Zahlungen aber stets zugestimmt, nie habe es deswegen lauten Streit oder gar Übergriffe gegeben. Eine Nachbarin sagte den Ermittlern der Kriminalpolizei allerdings, dass die 73-Jährige Angst vor ihrem Mann gehabt habe.

Ein Urteil wird am 17. August erwartet.