100 Menschen soll der Krankenpfleger Niels Högel in Oldenburg und Delmenhorst getötet haben. Am Dienstag beginnt der Prozess gegen den 41-Jährigen. Hätten die Morde verhindert werden können?

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Oldenburg - Am Wochenende wollte Christian Marbach dem mutmaßlichen Mörder seines Großvaters noch einmal einen Brief schreiben. Das tut der Banker aus dem kleinen Ort Ganderkesee bei Oldenburg immer mal wieder. Nicht etwa, um sich selbst zu quälen. Am Anfang, so sagt er, habe er sich gefragt: Was schreibt man dem Mörder des eigenen Großvaters? Aber dann hat er offenbar den richtigen Ton und Inhalt gefunden – und auch Antwortbriefe bekommen. Er hat den letzten Brief geschrieben vor Beginn eines Prozesses, der so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, dass er nicht im Gerichtsgebäude sondern in der Oldenburger Weser-Ems-Halle stattfinden wird. „Ich will die Wahrheit“, sagt Marbach. Dafür muss Niels Högel reden. „Er ist mein Zeuge. Niemand weiß besser als er, was geschehen ist“, sagt der 47-Jährige. Deshalb schreibt Marbach diese Briefe.