Wer bekommt den Einjährigen? Ein erbitterter Sorgerechtsstreit könnte der Hintergrund für den Tod einer 22-Jährigen aus Backnang sein. Ihre Leiche wird in einem Schrebergarten gefunden. War es ihr Ex-Partner?

Stuttgart - Gut ein Jahr nach dem Fund der Leiche einer jungen Mutter nahe Ludwigsburg muss sich seit Montag ihr Ex-Partner wegen Mordes vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Der 25 Jahre alte Deutsche soll die Frau im November 2017 getötet haben. Laut Anklage tobte zwischen beiden ein erbitterter Streit um das Sorgerecht für ihren gemeinsamen Sohn. Der Junge war zur Tatzeit noch kein Jahr alt. Am Tag nach der Tat sollte es den Angaben zufolge zu einem möglicherweise entscheidenden Gerichtstermin kommen. Zum Auftakt des Prozesses am Montag wollte sich der Angeklagte zu den Vorwürfen nicht äußern.

 

Wie es in der Anklage heißt, hat sich der Kurierfahrer das gemeinsame Sorgerecht für den Sohn durch Unterschriften- und Urkundenfälschung erschlichen. Die Frau war auch Mutter eines weiteren kleinen Kindes, allerdings von einem anderen Mann. (Az: 9 Ks 114 Js 109607/17)

Leiche im Schrebergarten gefunden

Nach der 22-jährigen Frau aus Strümpfelbach bei Backnang wird im November 2017 gut eine Woche lang mit großem Aufwand gesucht. Die Eltern haben sie als „spurlos verschwunden“ gemeldet. Durchsuchungen mit Spürhunden und Polizeihubschrauber auch auf einer Mülldeponie bringen die Ermittler zunächst nicht weiter. Dann wird erst der Ex-Partner unter dringendem Tatverdacht festgenommen und wenig später die Leiche gefunden - in einem Schrebergarten im Kreis Ludwigsburg, rund 40 Autominuten vom Wohnort der 22-Jährigen entfernt.

Im Karohemd und mit dickem Schal nimmt der Angeklagte am Montag auf der Anklagebank Platz. Dunkle Brille, die Haare hat er kurz geschoren. Die Verlesung der Anklage verfolgt er aufmerksam, sagen möchte er zu seiner Person und zum Mordvorwurf jedoch zunächst keine Silbe. Einblicke in die Zeit zwischen dem Verschwinden der 22-Jährigen und dem Auffinden ihrer Leiche bekommt die Öffentlichkeit durch diverse sorgenvolle Anrufe etwa vom älteren Bruder bei der Polizei, die abgespielt werden.

Ältere Gerichtsprotokolle geben Einblicke in das unstete Leben des Angeklagten: Demnach zog er mit 19 Jahren daheim aus, machte einen Realschulabschluss, brach aber diverse Ausbildungen ab und hielt sich mit Jobben mal hier mal da über Wasser - unter anderen als Testkäufer. Ausbildung: keine, steht in den Gerichtsakten. Seine wirtschaftliche Situation wird mit „desolat“ angegeben. Er sei zuletzt Kurierfahrer gewesen, gibt er zum Prozessauftakt selbst an.

Das Landgericht hat insgesamt zehn Verhandlungstage bis zum 5. Dezember terminiert. Fünf Zeugen sollen gehört werden.