Sie glaubten an alternative Heilmethoden und sollen deshalb ihrer zuckerkranken Tochter kein Insulin mehr gegeben haben. Das Mädchen starb. Jetzt stehen die Eltern vor Gericht.

Hannover - Weil ein Elternpaar seinem zuckerkranken Kind statt Insulin Rohkost gegeben haben soll, muss es sich am Landgericht Hannover verantworten.

 

Der 32-Jährige und seine vier Jahre jüngere Frau sind wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Ihre vierjährige Tochter starb Weihnachten 2009 in der Medizinischen Hochschule Hannover. Zum Prozessauftakt am Dienstag stritten die Angeklagten die Vorwürfe ab.

"Das gab's nicht, das ist Quatsch", sagte die Mutter zum Vorwurf der Entwöhnung vom Insulin. Die beiden Tage vor dem Tod des Mädchens habe sie gedacht, ihre Tochter habe nur einen Magen-Darm-Infekt. Der Vater sagte, ihm sei die lebensbedrohliche Krankheit seiner Tochter nicht ausreichend erklärt worden.

Laut Anklage sollen die Eltern ab Juni 2009 bewusst und gewollt die Insulingabe reduziert haben, weil sie an die Heilsvorstellungen der "Neuen Germanischen Medizin" glaubten. Dahinter steht der mehrfach verurteilte ehemalige Arzt Ryke Geerd Hamer, mit dem die Mutter Kontakt hatte. Er war schon vor 20 Jahren wegen umstrittener Heilmethoden für Krebspatienten in die Schlagzeilen geraten. Hamer habe aber gesagt, das Kind benötige das Insulin, sagte die Angeklagte.

Das Insulin für das 2007 an Diabetes erkrankte Kind ließen sich die Eltern von einer Praxis in Uelzen verschreiben. Der Arzt hatte das Kind aber nie gesehen, sondern war davon ausgegangen, dass die Blutwerte im Klinikum Braunschweig kontrolliert werden. Die Familie lebte 2009 bei Uelzen und heute in Sachsen-Anhalt. Die beiden Angeklagten sind im Neonazi-Milieu aufgewachsen. Das Urteil soll voraussichtlich in der kommenden Woche fallen (Az.: 39 Ks 13/14).