Vier Männer sollen Seniorinnen um Beute im Wert von etwa 70 000 Euro gebracht haben. Zwei räumen die Tatvorwürfe ein. Ein Fahrer erzählt die Geschichte, mit der er überredet worden sein soll.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Vier Männer müssen sich wegen Betrugs mit der Masche falsche Polizisten seit Freitag vor dem Stuttgarter Amtsgericht verantworten. Sie sollen einmal in Stuttgart und zweimal in Regensburg Beute gemacht haben, insgesamt etwa 70 000 Euro.

 

Einzelne Täter haben schon auf der Anklagebank des Amtsgerichts gesessen. Doch dieses Mal hatten die Richterin und die Schöffen ein komplettes Team vor sich: Die Anklage wirft einem 26-Jährigen vor, einen 20-Jährigen als Geldabholer zu den Senioren geschickt zu haben. Zusammen sollen sie zwei Fahrer angeworben haben.

Anrufe der Betrüger kamen von der Nummer 110

Die Beute ist laut der Anklage stattlich ausgefallen: In Stuttgart soll das Team mit einem 51-jährigen Fahrer bei einer Frau am Killesberg 52 000 Euro ergaunert haben. Sie habe einen Anruf von der Nummer 0711/110 erhalten. Als Polizeibeamter Fischer erzählte ihr ein Anrufer, es seien zwei rumänische Einbrecher festgenommen worden, die ihre Adresse auf der Liste stehen hätten. Da zwei weitere Einbrecher in der Nähe des Hauses gesehen worden waren, solle sie an „Zivilfahnder Beck“ Wertsachen übergeben. Das tat sie kurz nach Mitternacht. Sie händigte dem Mann an der Haustür 47 000 Euro und drei Koffer mit 72 Silbermünzen aus.

Der 20-jährige Angeklagte, der die Wertsachen abgeholt haben soll, war kein Fahnder. Er hat nicht nur keine Polizeiausbildung, sondern gar keine. Er habe sich mit Jobs über Wasser gehalten, etwa bei seinem Vater in der Firma, der Paletten herstellt. Kurz vor der Verhaftung habe er eine Stelle bei einem Schuster in Aussicht gehabt.

Den Kontakt zum Hintermann in der Türkei, wo in den meisten Fällen dieser Masche die Anrufer in Callcentern sitzen sollen, stellte ein 26-Jähriger her. Er habe ihn schon vor sechs Jahren in Neuwied „auf der Straße“ kennengelernt. Schon damals habe er über die Betrugsmasche gesprochen. 2017 dann habe er ihn dafür gewonnen. Da er „optisch nicht so in Frage“ kam, habe er den 20-jährigen Kumpel als Abholer angeheuert. Gemeinsam hätten sie für die zwei Taten in Regensburg dann einen 26-jährigen Freund als Fahrer gewinnen können. Für die Fahrt nach Stuttgart soll der 51-jährige Angeklagte am Steuer gesessen haben, der das jedoch am ersten Prozesstag bestritt.

Der Fahrer will nichts von den Absichten gewusst haben

Der 26-jährige Fahrer sagte, man habe ihn überredet, auf eine Geburtstagsausfahrt zu gehen, „irgendwohin zum Spazierengehen und so“. Er will von der ganzen Sache nichts gewusst haben. „Ich war in meinem Leben noch nie in einem Hotel“, sagte er auf die Frage des Staatsanwalts, ob er denn keinen Verdacht schöpfte, als man an eine für ein Hotel untypische Adresse in ein Wohngebiet fuhr. Erst als es am nächsten Tag ans Verteilen der Beute gegangen sei, habe er mitbekommen, was sein Freund nachts um 2 Uhr in Regensburg am Gartenzaun gemacht habe: Er suchte nicht etwa nach einem Hotel für die Geburtstagsgesellschaft, sondern holte von gutgläubigen Opfern die Beute ab.

Das Verfahren geht am 23. Februar weiter.