Mit einer Überraschung hat am Freitag am Landgericht der Prozess gegen eine Mutter begonnen, die im vorigen Winter ihren vier Monate alten Sohn erstickt haben soll. Die Frau aus Aspach (Rems-Murr-Kreis) behauptete, dass der Kindsvater der Täter sei.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart/Aspach - Mit einer Überraschung hat am Freitag am Landgericht der Prozess gegen eine Mutter begonnen, die im vorigen Winter ihren vier Monate alten Sohn erstickt haben soll. Die Frau aus Aspach im Rems-Murr-Kreis behauptete hingegen, dass der Kindsvater der Täter sei. Ihr Partner habe den Säugling aus Wut darüber, dass dieser wieder einmal frühmorgens beim Aufwachen geschrien habe, voller Wut ein Kissen auf das Gesicht gedrückt. Danach habe er der Angeklagten und ihrer Familie mit dem Tod gedroht, wenn sie ihn belaste, so die 25-Jährige.

 

Anfangs ist man von plötzlichem Kindstod ausgegangen

Anfangs war man in dem Fall von einem plötzlichen Kindstod ausgegangen. Doch im Laufe der Befragungen verstrickte die Mutter sich in Widersprüche. Denn bei einer Obduktion des Kindes wurde festgestellt, dass der Magen und die Blase des Säuglings leer waren. Die Mutter hatte indes der Polizei berichtet, dass sie dem Kind morgens noch ein Fläschchen gegeben habe. Laut einem Rechtsmediziner, der von einem Todeszeitpunkt in den frühen Morgenstunden ausgeht, hätte die Nahrung bis dahin nicht verdaut werden können.

Bei der Obduktion hatte sich herausgestellt, dass das Kind keines natürlichen Todes verstorben ist. Offenbar wurde es unter hohem Druck flächig, wie beispielsweise mit einem Kissen erstickt. Entsprechende kleine Einblutungen wurden im Brustraum und im Gesicht des Jungen entdeckt.

Erste Schwangerschaft verdrängt, die zweite verheimlicht

Die Angeklagte und der Vater des Jungen waren etwa anderthalb Jahre vor dem Tod des Säuglings ein Paar geworden. Die arbeitslose Frau hatte da bereits ein kleines Kind aus einer früheren Beziehung. Ihre erste Schwangerschaft will die Angeklagte „nicht bemerkt“ haben. Mit Bauchschmerzen sei sie in eine Klinik gefahren. Noch am selben Tag kam das Kind zur Welt. Die zweite Schwangerschaft, die die füllige Frau erst spät wahrgenommen haben will, verheimlichte sie hingegen ihrem neuen Partner lange Zeit.

Nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes stand zunächst die Frage nach einer Adoption im Raum. Acht Wochen lang war das Kind daher bei Pflegeeltern. Dann entschied man sich, den Jungen zu behalten. Unterstützt wurde das Paar dabei von Beratern des Jugendamtes und von der Mutter des Kindsvaters.

Angeklagte: Vater des Kindes hat mit dem Tod gedroht

Die Angeklagte überschüttete im Prozess den 28 Jahre alten Arbeitslosen mit Vorwürfen: So sei er ihr und den Kindern gegenüber mehrfach gewalttätig gewesen. Erstmals tischte die Frau die Version auf, dass der 28-Jährige den Jungen getötet habe. Als sie beobachtet habe, wie er das Kissen auf das Kind gedrückt habe, will sie sich aber wieder zum Schlafen gelegt haben. Als der Richter nach dem Grund fragte, sagte die Angeklagte, dass sie niemals erwartet habe, dass ihr Partner den Jungen umbringen werde. „Ich habe das alles für mich behalten, weil er mir gedroht hat, mich und meine Familie ins Grab zu bringen“, sagte die Frau. Denn nach ihrer Festnahme sei ihre Tochter aus der früheren Beziehung zunächst bei den Eltern des Partners geblieben. Erst als das Mädchen in eine Pflegefamilie gekommen sei, habe sie den Mut gefasst, die „Wahrheit zu sagen“, so die Frau.

Vater des Kindes vermutet Streit ums knappe Geld als Motiv

Der 28-Jährige wies als Zeuge die Behauptungen der Frau von sich. „Das ist alles Quatsch“, sagte der Mann, der ebenfalls bereits mehrfach vernommen worden ist. Er berichtete von einer „schwierigen“ Beziehung mit der Frau und vermutet, dass die Frau das Kind wegen eines Streits ums knappe Geld getötet habe. Dabei habe er ihr gedroht, ihr die Kinder wegzunehmen, räumte der Mann ein.