Ein 37 Jahre alter Mann muss sich seit Montag unter anderem wegen erpresserischen Menschenraubs, Brandstiftung, Erpressung verantworten. Das Opfer war dessen Onkel. Der Geschäftsmann hatte seinem Neffen, der für ihn arbeitete, gekündigt.
Stuttgart - Ein Dreivierteljahr lang soll ein Stuttgarter seinem Onkel und dessen Familie das Leben zur Hölle gemacht haben. Der Auslöser war eine Kündigung. Der Onkel hatte seinen Neffen, der für ihn in dessen Firma angestellt war, im Juni vorigen Jahres offenbar wegen unüberbrückbarer Differenzen vor die Tür gesetzt und ihm eine Abfindung geboten. Doch einen solchen Rauswurf wollte der 37-Jährige nicht hinnehmen. Er forderte von seinem Onkel 50 Prozent der Geschäftsanteile und ein lebenslanges Gehalt. Sonst werde er ihn wegen Bilanzfälschung anzeigen und Firmeninterna an Konkurrenzbetriebe weitergeben. Doch der Onkel blieb bei seinem Angebot – woraufhin der Neffe offenbar ausgerastet ist.
Porsche des Onkels angezündet
Im Prozess am Landgericht, der am Montag begonnen hat, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, fünf Monate später nachts den 128 000 Euro teuren Porsche seines Onkels abgefackelt zu haben. Zwei Monate später sei der Neffe mit einer Schreckschusspistole und einem Sturmgewehr in der Firma aufgetaucht, habe einen Mitarbeiter und seinen Onkel bedroht und mit Kabelbindern gefesselt. Wenn er keine EC-Karte und Kreditkarte mit unbegrenzten Limits erhalte, werde er Sprengstoff detonieren lassen, den er draußen unter der Rampe deponiert habe. Später sei der Neffe mit 2000 Euro gegangen, die ihm sein Onkel gegeben habe.
Brutale Drohungen per E-Mail
Schließlich soll der Angeklagte eine Mail geschrieben habe, in der er schwerste Konsequenzen androhte, wenn seine finanziellen Forderungen nicht erfüllt würden: Er werde die Tochter des Onkels auf den Strich schicken, ihm die Hand seines Sohnes zukommen lassen und seinen Onkel umbringen und den Tod als Suizid tarnen. Im April wurde der Neffe verhaftet.
Möglicherweise ist der Angeklagte seelisch krank. Ein psychiatrischer Gutachter ist eingeschaltet. Zu den Vorwürfen nahm der Angeklagte bisher keine Stellung. Der Prozess wird fortgesetzt, das Urteil soll Anfang Dezember gesprochen werden.