In den Prozessen um den jahrelangen Missbrauch eines Kindes in Staufen bei Freiburg stehen die Taten und die mutmaßlichen Täter im Mittelpunkt. Aber wie geht es dem Jungen, der Opfer der schweren Verbrechen wurde?

Freiburg - Nach dem jahrelangen Missbrauch eines Kindes durch mehrere Täter in Staufen bei Freiburg benötigt das Opfer der Verbrechen nach Ansicht der Polizei jahrelange Hilfe. Für eine psychologische Betreuung des heute neun Jahre alten Jungen sei es nach Ansicht von Experten noch zu früh, sagte eine Polizeibeamtin am Donnerstag vor dem Landgericht Freiburg.

 

„Es braucht noch ein bis zwei Jahre, bis er eine Therapie ansatzweise beginnen kann.“ Derzeit sei der Junge damit beschäftigt, „in seinem neuen Leben anzukommen.“ Dabei werde er, auch von der Polizei, unterstützt. Den Angaben zufolge lebt das Kind inzwischen bei einer Pflegefamilie.

Noch kein Urteil an diesem Freitag

Der Junge wurde den Angaben zufolge mehr als zwei Jahre lang von Männern aus dem In- und Ausland vergewaltigt. Die 48 Jahre alte Mutter des Kindes und ihr 39 Jahre alter Lebensgefährte sollen ihn hierfür im Internet angeboten und Geld kassiert haben. Es gibt insgesamt acht Verdächtige.

Die Beamtin betreut den Jungen, der im Juli zehn Jahre alt wird. Sie sagte als Zeugin im Prozess gegen einen der Männer aus. Der 37 Jahre alte Mann aus der Schweiz hat gestanden, den Jungen dreimal vergewaltigt und dafür Geld gezahlt zu haben. Ein Urteil in diesem Fall soll es im Juli geben, erklärte der Vorsitzende Richter Stefan Bürgelin am Donnerstag. Die Beweisaufnahme dauere länger als geplant. Deshalb werde es an diesem Freitag, wie ursprünglich terminiert, noch kein Urteil geben.

Der Junge „ist beschäftigt mit dem Ankommen in seinem neuen Leben“, sagte die Beamtin. Dafür solle ihm Zeit gegeben werden. Auf die Verbrechen angesprochen, sei er „verschlossen“. Er höre zwar zu, äußere sich aber nicht zu Taten oder mutmaßlichen Tätern. Vor Gericht aussagen wolle er nicht.

Polizist: „Ich dachte, es kann nicht noch schlimmer werden“

Nach seiner Mutter frage er inzwischen nicht mehr. Dies sei nur anfangs der Fall gewesen. Die Frau und ihr wegen schweren Kindesmissbrauchs vorbestrafter Lebensgefährte sind Hauptbeschuldigte in dem Fall. Mutter und Kind waren im vergangenen Oktober getrennt worden, als die Frau und ihr Lebensgefährte festgenommen wurden. Seitdem gebe es zwischen Mutter und Kind keinen Kontakt mehr.

Das Paar soll den Jungen auch selbst jahrelang missbraucht haben, es steht seit vergangener Woche vor Gericht. Der 39-Jährige hat gestanden, die Frau äußerte sich am Dienstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zu ihrer Aussage sowie zu ihrem Motiv ist nichts bekannt.

Die Prozesse in dem Fall dauern an. Die Taten, die den Angaben zufolge von Anfang 2015 bis Herbst 2017 dauerten, waren von den heute Angeklagten gefilmt und die Filme weitergeleitet worden.

„Es ist schwer und schlimm, diese Sachen zu sehen“, sagte ein Polizeibeamter, der Filme ausgewertet hat. „Ich dachte, es kann nicht noch schlimmer werden. Und es wurde immer noch schlimmer.“ Die Staatsanwaltschaft will nach eigenen Angaben langjährige Haftstrafen sowie Sicherungsverwahrung erreichen.