Ein Ende des Verfahrens vor dem Landgericht Stuttgart ist in Sicht. Ob es zu einer Verurteilung wegen versuchter Anstiftung zum Mord kommt, ist fraglich. Wegen Handels mit Kokain werden die Angeklagten sicher bestraft. Diesen haben sie gestanden.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Schorndorf - In einem Prozess um gewerblichen Drogenhandel und eine versuchte Anstiftung zum Mord zeichnet sich ein Ende ab. Die Vorsitzende Richterin Ute Baisch sagte am Dienstag, dass die Erste Strafkammer beim nächsten Prozesstermin die Plädoyers hören wolle, um dann voraussichtlich am 20. Februar ein Urteil zu verkünden. Was die Drogendelikte angeht, ist bereits sicher, dass es sich um Fälle handeln wird, die als gewerblich eingestuft werden, da der 41-jährige Hauptangeklagte einen „schwunghaften Handel“ mit Kokain im Remstal betrieben hatte. Das haben er und eine weitere Angeklagte, die daran beteiligt war, gestanden. Anders sieht es mit der versuchten Anstiftung zum Mord aus.

 

Suizidversuch nicht ernst genommen

Diesen Vorwurf streiten die beiden weiter entschieden ab. „Wir haben halt den selben schwarzen Humor“, sagte der Angeklagte am ersten Verhandlungstag, als die Tonbänder der Telefonüberwachung angehört wurden. Dass Drogenfahnder in der Leitung waren, als sie freimütig über ihre Geschäfte, aber auch allerhand Tratsch plauderten, hatten die beiden nicht geahnt. Sie hätten nur dummes Zeug geschwätzt, sagt auch die 35-Jährige, doch die lauschenden Gesetzeshüter nahmen es ernst, als sie laut überlegten, einen säumigen Kunden zu vergiften. Dieser schuldete dem Dealer 5000 Euro für Kokainlieferungen und stand immer wieder auf der Matte, um neuen Stoff zu bekommen. Dabei schreckte er auch nicht davor zurück, seinen baldigen Suizid anzukündigen.

„Ich habe den Selbstmordversuch nicht ernst genommen“, sagte dessen „Noch-Ehefrau“ am Dienstag als Zeugin aus. Ihr Mann habe sie ständig angelogen. „Als ich die Sauerei im Bad sah, hab ich ihn rausgeschmissen“, berichtet die 35-jährige Frau. Ihr Mann habe sich sowohl mit einem Messer Schnitte zugefügt als auch so ziemlich alles geschluckt, was im Medizinschrank gewesen war. „Die Schnitte waren jedoch alle so, dass sie nicht gefährlich waren. Und das Blut war möglichst effektvoll im Bad verschmiert. Außerdem hat er alles erbrochen, was er geschluckt hatte.“ Sie habe ihren Noch-Ehemann vom Rettungsdienst abholen lassen. Dieser habe ihn in die Psychiatrie nach Winnenden gebracht.

Beruhigungsmittel zwischen Socken

„In der Opferrolle fühlt er sich richtig wohl. So hofft er, aus Mitleid möglichst ungeschoren davonzukommen“, sagte die 35-Jährige weiter. Schließlich hat ihr Mann von den Angeklagten nicht zu knapp Kokain bezogen, ohne zu bezahlen. Im Winnender Krankenhaus habe er ihr aufgeregt erzählt, der Angeklagte habe ihn mit dem Beruhigungsmittel Diazepam vergiften oder kontrollieren wollen. „Als ich ihn besuchte, ist die Kripo aufgetaucht und hat ihn dazu befragt.“ Die Polizisten hatten am Telefon gehört, wie die beiden Angeklagten laut darüber nachdachten, dem Patienten im Krankenhaus einen tödlichen Medikamentencocktail zu verabreichen, getarnt als Kokain-Mitbringsel.

Ihr Mann habe selbst Diazepam in der Nachttischschublade versteckt, sagte die Zeugin. „Ich hab die Tabletten beim Kruschteln zwischen Socken gefunden.“ Die misstrauische Ehefrau verriet ihrem Mann nichts von ihrer Entdeckung und schaute immer wieder nach. Tatsächlich fehlten nach und nach Pillen. Damit konfrontiert, habe er sie wieder angelogen. „Er hat behauptet, die Pillen für einen Freund aufbewahrt zu haben.“