Im Sommer 2014 registriert die Polizei eine bis dahin nie gekannte Einbruchswelle im Rems-Murr-Kreis. Vor dem Schorndorfer Amtsgericht muss sich ein Angeklagter wegen solch eines Bruchs verantworten: Seine DNA wurde am Tatort gefunden.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Schorndorf - Im Sommer 2014 hat die Polizei im Rems-Murr-Kreis eine bis dahin nie dagewesene Welle von Einbrüchen erlebt. „Bis dahin galt die dunkle Jahreszeit als Saison für die Einbrüche, die helle im Sommer nicht. Doch im vergangenen Jahr war das plötzlich ganz anders“, berichtet ein Kriminalhauptkommissar vor dem Schorndorfer Schöffengericht, wo sich ein 42-jähriger Ukrainer mit georgischen Wurzeln verantworten muss. Diesem wirft die Staatsanwaltschaft Stuttgart vor, an einem solchen Wohnungseinbruch in Urbach beteiligt gewesen zu sein. „Wir wussten kaum noch, wohin wir uns drehen sollten, so viele waren es“, sagt der Polizist, der als Kriminaltechniker Spuren an Tatorten sichert. Als der Polizei schließlich ein Schlag gegen eine georgische Einbrechergruppe gelang, sei es schlagartig ruhig gewesen. „Erst nach etwa drei bis vier Monaten zog die Zahl der Einbrüche dann wieder an.“

 

Nie gekannte Einbruchserie im Sommer

Der 42-Jährige, dessen Verteidiger dem Gericht bereits ein Geständnis signalisiert hatte, das er für seinen Mandanten hätte abgeben sollen, will in der Verhandlung nichts mehr davon wissen. Er sei noch nie in Urbach gewesen, wo am späten Nachmittag des 4. August 2014 im Brahmsweg ein Wohnhaus komplett durchwühlt und Schmuck und andere Wertsachen von mehreren tausend Euro mitgenommen worden war. „An diesen Fall kann ich mich genau erinnern, weil der Eigentümer, sehr traurig war, dass Erinnerungsstücke an seine verstorbene Frau gestohlen worden waren“, sagt der Kriminalpolizist. Der Betroffene selbst sagt als Zeuge nicht aus. Aus gesundheitlichen Gründen erscheine er nicht, sagt die Vorsitzende Richterin.

Statt eines Geständnisses tischt der Angeklagte dem Gericht eine Geschichte auf, die wenig glaubwürdig ist. Er komme oft als Autohändler nach Deutschland. So sei er auch vergangenes Jahr zur Tatzeit in Bad Cannstatt gewesen. Dort habe er zufällig ein paar russisch sprechende Männer getroffen. Vor lauter Freude, die selbe Sprache zu sprechen, hätten sie zusammen etwas gegessen und getrunken. Einem der Männer habe er seine Umhängetasche geschenkt, weil sie diesem so gut gefallen habe. Diese wurde samt seiner DNA-Spuren nach dem Einbruch auf der Terrasse des Hauses in Urbach gefunden. Ja, meint der Angeklagte, das sei seine Tasche, nachdem er diese auf einem Polizeifoto gesehen hat.

Nachbarin beobachtet ein verdächtiges Männerquartett

Eine Nachbarin hat die Einbrecher beobachtet, als diese das Haus verließen. „Es war so gegen 18 Uhr. Ich war auf unserem Balkon und habe gesehen, wie vier Männer hinter dem Nachbarhaus hervorkamen und über den Rasen zur Gartentür gegangen sind“, berichtet sie. „Die waren gut gekleidet, dunkle Hosen, weiße oder helle Hemden und schicke Schuhe. Ich dachte zuerst, sie seien Gäste unseres Nachbarn oder Zeugen Jehovas. Sie machten die Gartentür ganz ordentlich zu und gingen dann ganz unauffällig die Straße hinunter.“

Dabei verhielten sie sich zu unauffällig, denn die Frau wurde misstrauisch und rief ihren Mann, der im Garten war. Dieser ging zwar den vier Verdächtigen nach, verlor sie jedoch aus den Augen. „Als er zurückkam, war unser Nachbar ebenfalls nach Hause gekommen. Mein Mann wollte ihm bescheid sagen, aber da kam er schon völlig aufgelöst heraus und sagte, es sei bei ihm eingebrochen worden.“ Die Täter hatten vergeblich versucht, eine Kellertür aufzubrechen und hatten dann die Terrassentür auf der Rückseite des Hauses aufgehebelt. – Der Prozess wird am 30. September fortgesetzt.