In einem Verfahren um Geldwäsche via Dubai hat einer der Angeklagten die Vorwürfe von sich gewiesen. Der Mann hat in dem arabischen Land einen Goldhandel betrieben, seinen Angaben nach eine der Top 5 Companies in dem Land. Seit 15 Monaten sitzt er in Untersuchungshaft. Zu unrecht, wie er mehrfach betont.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Schorndorf/Dubai - Nahezu den kompletten Verhandlungstag hat ein 51-jähriger Angeklagter am Montag genutzt, um mit einer mehrstündigen „Einlassung“ den Vorwurf von sich zu weisen, mit drei anderen Angeklagten Drogengeld aus Holland gewaschen zu haben. „Seit 15 Monaten sitze ich im Gefängnis. Nur weil in einem Telefonat gesagt wurde, ein Pakistani sei an Drogengeschäften beteiligt!“

 

1,5 Millionen Euro in der Reserveradmulde

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart, Abteilung Organisierte Kriminalität, wirft den vier Angeklagten vor, bis Frühjahr 2018 rund 40 Millionen Euro aus Drogengeschäften entgegengenommen und über angeblichen Goldhandel gewaschen zu haben. Dazu wurde Bargeld als Handgepäck im Flugzeug nach Dubai gebracht oder Gold via Belgien und England nach Dubai transportiert. Dabei, so die Staatsanwaltschaft, sei in einigen Fällen das selbe Gold wieder an den Ursprungsort zurückgekommen und erneut „gehandelt“ worden.

Mitte 2017 waren Zollfahnder auf das kleine Schmuckgeschäft eines 45-jährigen Händlers aufmerksam geworden, das dieser in Schorndorf unterhielt. Der Mann ist der Hauptangeklagte in dem Prozess. Von dort reisten immer wieder Kuriere nach Dubai, mit Koffern voller Geld. Misstrauisch geworden, gingen die Fahnder dem Ganzen nach, kamen aber erst nicht richtig weiter, bis ihnen der Zufall in die Hände spielte. Der Fahrer des Schorndorfer Kaufmanns geriet im Januar 2018 an der holländischen Grenze bei Kleve in eine Routinekontrolle – mit 1,5 Millionen Euro in der Reserveradmulde.

Mit Gold oder Geld im Koffer gereist

Dieses Geld stamme nicht aus Drogengeschäften, sondern sei für einen Goldkauf bestimmt gewesen, behauptet der 51-jährige pakistanische Goldhändler am Montag. Durch die Beschlagnahmung sei er in einen finanziellen Engpass geraten und habe nur sehr schwer die Geschäfte aufrecht erhalten können. Viele Unannehmlichkeiten habe er durch den Zollfahnder erlitten, der das Verfahren hauptsächlich führte. „Nachdem er mit meiner Bank gesprochen hatte, haben sie meine Kreditkarte und die Konten gesperrt.“

Er habe den Goldhandel in Dubai als Familienunternehmen in der dritten Generation geführt. „Wir waren unter den Top 5 in Dubai.“ Er habe versucht, auch in Europa Fuß zu fassen, da hier die Gewinnmargen weit höher seien, als in Dubai. Allerdings sei der Geldtransfer zwischen Deutschland und dem arabischen Land umständlich. „Eine Überweisung dauert eine Woche. Da haben wir uns beim Zoll erkundigt, ob man Geld und Gold als Handgepäck transportieren darf.“

Von da an seien er, einer seiner Söhne oder Mitarbeiter mit Koffern voller Geld oder Gold hin und her geflogen. Obwohl in einem Fall die angeblichen Goldbarren vergoldete Silberbarren waren, die prompt bei der Grenzkontrolle aufflogen. „Das war ein Versehen eines Mitarbeiters. Er hat diese Barren, die ein Muster für einen anderen Kunden waren, versehentlich in diese Lieferung gelegt.“

Chef der Flughafenpolizei als Leumund

Überhaupt hätte er es sich bei seinem Ruf gar nicht erlauben können, krumme Dinger zu drehen. „Einer meiner ältesten Freunde in Dubai war der lokale Interpolchef, der später Chef der Flughafenpolizei wurde und im Rang eines Generals in den Ruhestand ging.“ Wer sich mit diesem befreundete, sei genau unter die Lupe genommen worden, lässt der Mann über eine Englisch-Dolmetscherin mitteilen. Deren Aufgabe ist nicht leicht, denn der 51-Jährige spricht Englisch mit einem starken pakistanischen Akzent.

Vom Vormittag bis zum Nachmittag geht der Mann die Anklage durch und betont immer wieder, keine illegalen Geschäfte gemacht zu haben. Ob es ihm etwas nutzt, wird sich demnächst zeigen. An diesem Dienstag soll der Staatsanwalt plädieren, eine Woche später die Verteidiger ihre Schlussvorträge halten.