Einer der Räuber, die im Januar 2015 die McDonalds-Filiale in Endersbach überfiel, schildert vor Gericht, wie zwei seiner Komplizen ihn danach niederschlugen und seinerseits um die erbeuteten 22 000 Euro brachten.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Weinstadt - Die Aussicht auf 60 000 bis 70 000 Euro Beute haben zwei Männer im Alter von 24 und 26 Jahren dazu verleitet, am frühen Morgen des 12. Januar 2015, einem Montag, die Filiale von McDonalds im Gewerbegebiet Kalkofen in Weinstadt-Endersbach zu überfallen (wir berichteten). Danach wurden sie jedoch von zwei weiteren Komplizen überrumpelt, die den 26-Jährigen niederschlugen und mit der Beute verschwanden. Diese betrug allerdings nur 22 000 Euro, der Tippgeber, der den beiden auch den Zugang über den Personaleingang möglich machte, hatte angenommen, dass die Einnahmen von Freitag, Samstag und Sonntag im Laden seien.

 

Im einen Prozess Angeklagter, im anderen Zeuge

Der 26-jährige Mann hat nun vor einer Schwurgerichtskammer des Stuttgarter Landgerichts gegen die beiden Männer ausgesagt, die ihm und seinem 24-jährigen Komplizen nach dem Überfall die Beute abgenommen hatten. Diese, ein 24 Jahre und ein 25 Jahre alter Mann, sind wegen versuchten Mordes angeklagt. Der 24-Jährige hatte dem 26-Jährigen ohne Vorwarnung einen schweren Drehmomentschlüssel an den Kopf geschlagen, der andere hatte vergeblich versucht, den zweiten Räuber mit einem Baseballschläger niederzuschlagen.

„Mir war aufgefallen, dass das Auto nicht wie verabredet in der Unterführung stand, sondern ein Stück davor, an der Seite des Supermarktes“, sagt der 26-Jährige vor der 9. Strafkammer aus. „Bevor ich mich groß darüber wundern konnte, wurde ich von etwas massivem am Kopf getroffen.“ Er habe unmittelbar hinter dem Kofferraum gestanden, als er niedergestreckt wurde. Dann habe er die Stimme des 24-Jährigen gehört, den sie als Fluchtfahrer engagiert hatten. Dieser habe ihm heftig in die Nierengegend getreten und gesagt: „Ein Wort zu jemandem und ich bring dich um!“

Drogen und Geldnot als Motive für den Überfall

Der Plan zu dem Überfall sei bereits im Jahr 2014 aufgekommen. „Ich hab damals ziemlich viel Drogen konsumiert“, sagt der 26-Jährige ohne Umschweife aus. „Zuerst wollte ich nicht mitmachen, aber dann ist mir das Geld ausgegangen.“ Zudem habe seine damalige Freundin mit im Schluss gemacht. „Sie hat mir alles bedeutet“, sagt der schmächtige Mann, der sich schließlich auf den Überfall einließ, weil er sich dadurch auch Hoffnungen machte, seine Freundin vielleicht doch noch halten zu können.

Er habe die beiden Pistolen besorgt. „Ich habe behauptet, das eine sei eine Schreckschusspistole, die andere sei scharf.“ Warum er das gesagt habe, will der Vorsitzende Richter wissen. „Um mich wichtig zu machen.“ Den 24-Jährigen hätten sie mit ins Boot genommen, weil er behauptet habe, Erfahrung als Fluchtfahrer zu haben. Auf dem Weg zum Tatort hätten er und sein jüngerer Komplize kalte Füße bekommen und die Sache abblasen wollen, doch der Fahrer habe sie überredet. „Er hat gesagt, dass ist ein sicheres Ding, das schafft ihr.“

Überfall auf die Komplizen zugegeben

Nach dem Schlag auf den Kopf sei er schließlich allein zurück geblieben. Sein Kumpel hatte dem Baseballschläger ausweichen und fliehen können, die beiden anderen hatten sich mit der Beute aus dem Staub gemacht. „Ich hatte heftige Kopfschmerzen, mir war schwindelig und übel.“ Er habe ein Taxi gerufen und sich zu einem Freund fahren lassen. „Dort habe ich mir erst einmal das Blut vom Kopf gewaschen.“ Neben einer Platzwunde hatte er auch einen Bruch der rechten Augenhöhle erlitten. „Kopfschmerzen habe ich bis heute.“

Die beiden Angeklagten haben am ersten Verhandlungstag zugegeben, die anderen angegriffen zu haben. Allerdings bestreiten sie, dass sie die beiden umbringen wollten. Diese stehen wiederum zusammen mit dem 55-Jährigen, der sie ins Restaurant ließ, wegen Raubes vor Gericht. Der Prozess wegen versuchten Mordes vor der 9. Strafkammer in Stuttgart wird an diesem Mittwoch fortgesetzt.