Ein 32-jähriger Mann ist angeklagt, vor zwei Jahren zwei Spielhallen überfallen zu haben. Zu den Vorwürfen schweigt er bisher. Der Täter war in beiden Fällen vermummt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Backnang - Es gibt Menschen, die um ihr starkes Nervenkostüm zu beneiden sind. Auf zwei solche stieß ein maskierter Räuber, der am Abend des 14. Februar 2016 an der Backnanger Talstraße ein Spielcasino überfallen wollte. Sowohl die Spielaufsicht, die gerade Geld zählte, als auch ein Stammgast, der bei ihr am Tresen einen Kaffee trank, ließen sich von der Pistole nicht beeindrucken, die er in der Hand hielt. „Als ich aufgeschaut habe, ist der Manne schon auf den losgegangen, und der andere ist zur Tür hinaus“, berichtete die 64-jährige Frau am Montag als Zeugin vor dem Stuttgarter Landgericht. Dort sieht sich ein 32-jähriger Backnanger mit dem Vorwurf konfrontiert, jener maskierte Täter gewesen zu sein. Bisher sagt er jedoch weder zur Tat noch zu seiner Person aus.

 

Spielaufsicht und Gast behalten die Nerven

Erkannt haben ihn weder die Frau noch der Stammgast, den alle Manne nennen, der auch als Zeuge aussagte. Auch er kann sich noch an die Maskierung erinnern, eine wollene Sturmhaube, und dass der Täter eine athletische Statur hatte – was zu dem Angeklagten passen würde. Es sei alles sehr schnell gegangen, sagte der Stammgast. „Als ich die Pistole sah, habe ich sofort mit der linken Hand zugegriffen, in der rechten hielt ich ja noch die Zigarette.“ Deshalb habe er sich zum Tresen gedreht und die Zigarette auf einen Aschenbecher gelegt. „Als ich mich wieder umgedreht habe, war er schon auf dem Weg nach draußen.“

Viel geredet habe man nicht über den Überfall unter den Gästen und Angestellten des Spielcasinos. „Vielleicht in der ersten Woche danach“, meinte die 64-jährige Spielaufsicht. „Nee, ich bin ja schon mal überfallen worden“, antwortete sie auf die Frage des Vorsitzenden Richters, ob sie denn überrascht gewesen sei, als der Mann mit der Pistole hereingekommen sei. „Ich hab am nächsten Tag ganz normal wieder gearbeitet. Das hat mir nichts ausgemacht, obwohl mein Beruf schon gefährlich ist.“

Der Angeklagte schweigt

Hinweise, ob der Angeklagte tatsächlich der Täter ist, konnten die beiden Zeugen am ersten Prozesstag nicht beisteuern. Laut der Anklage soll er nach dem missglückten Überfall in der Talstraße tags darauf um 21.30 Uhr ein Spielcasino an der Aspacher Straße in Backnang überfallen haben. Dieses Mal erbeutete der Täter rund 900 Euro in bar, bevor er flüchtete. Die Polizei löste sofort eine Großfahndung aus, an der 17 Streifenwagenbesatzungen beteiligt waren. Gegen 23 Uhr wurde der Angeklagte, auf den die Beschreibung der Zeugen des zweiten Überfalls zutraf, am Backnanger Bahnhof beobachtet, wie er dort in einen Zug stieg. Am Bahnhof in Waiblingen wurde er kurz danach festgenommen. In seiner Hose wurde eine Dose gefunden, in der sich 59 Zehn-Euro-Scheine und Bargeld befanden. „Der polizeibekannte Tatverdächtige wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart dem zuständigen Haftrichter vorgeführt. Eine Entscheidung steht noch aus“, hieß es dazu tags darauf im Polizeibericht vom 16. Februar 2016.

Fünf weitere Verhandlungstage

Zu dem Prozess war der 32-Jährige, der auf freiem Fuß ist, mit zwei Verteidigern erschienen. Da er bisher weder zu seinem Lebenslauf noch zu den Tatvorwürfen etwas sagt, wird das Gericht eine Reihe von Zeugen vernehmen müssen. Die lange Dauer von der Zulassung der Anklage, die bereits 2016 erfolgte, und dem Beginn des Hauptverfahrens zwei Jahre nach den Taten, resultiert daraus, dass der Prozess zweimal aus gesundheitlichen Gründen verschoben werden musste.

Die 8. Große Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts unter Vorsitz von Ulrich Tormählen hat fünf weitere Verhandlungstage für den Prozess angesetzt. Die nächste Fortsetzung findet am Mittwoch, 14. Februar, um 9 Uhr statt.