Ein 67-jähriger Mann aus Aspach hat seine Frau fast mit einem Hammer erschlagen – im Prozess kommen psychische Probleme zur Sprache.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Aspach - Zur Sache will der 67-jährige Rentner aus Aspach nichts sagen, nur zu seinem Lebenslauf. „Vielleicht später?“, fragt der Vorsitzende Richter Uwe Tetzlaff dessen Verteidiger. „Ich weiß es noch nicht“, antwortet der Waiblinger Rechtsanwalt Jens Rabe zu Beginn des Prozesse vor der 9. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts. Wie ein Häufchen Elend sitzt sein Mandant neben ihm. Versuchter Mord lautet die Anklage. In der Nacht zum 13. Oktober soll der wie seine Frau aus der Türkei stammende Mann ihr in der gemeinsamen Wohnung in Aspach einen etwa 600 Gramm schweren Haushaltshammer auf den Kopf geschlagen haben. Schwer verletzt überlebte die Frau.

 

Der Angeklagte entschuldigt sich bei seiner Frau

Warum es zu der Tat kam, blieb vorerst schleierhaft. Nicht nur, weil der Mann dazu nichts sagen will, sondern auch, weil die Aussage einer seiner Töchter das Bild eines freundlichen Vaters zeigt, der in seinem ganzen Leben weder gewalttätig war, noch in irgendeiner Weise etwas mit der Polizei oder der Justiz zu tun hatte. Und auch die anderen Söhne und Töchter, die im Zuschauerraum sitzen, haben Tränen in den Augen, als sie ihrer Schwester zuhören, die immer wieder ins Schluchzen gerät.

Nein, auch ihre Mutter wolle nicht, dass der Vater verurteilt wird. Diese hat ihr Recht in Anspruch genommen, nicht gegen ihren Mann aussagen zu müssen. Umringt von ihren Kindern betritt die sichtlich aufgewühlte Frau den Saal. „Er ist ein guter Mann“, sagt sie, während der 67-Jährige auf der Anklagebank den Kopf hängen lässt. „Es tut mir so leid, was ich getan habe“, sagt er schließlich zu seiner Frau. „Als ich bei der Polizei auf den Fotos gesehen habe, was ich angerichtet habe. . .“

Seit dem Jahr 2017 ist der Busfahrer im Ruhestand. Seitdem habe er mehr getrunken als früher, sagt er. Seiner Frau habe das nicht gefallen. Das bestätigt auch die Tochter. Außerdem habe der Vater seit einem Jahr psychische Probleme, berichtet die Tochter. Er habe seine Frau verdächtigt, ihn mit mehreren Männern zu betrügen. „Er hat behauptet, es seien andere Männer in ihrer Wohnung gewesen. Aber so etwas gibt es nicht bei uns“, sagt die 42-Jährige, die ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern hat.

Ein Schädelbruch und Hirnblutungen

In der Tatnacht war der Vater gegen drei Uhr nach Hause gekommen. Dabei hatte er die Wohnungstür laut zugemacht, was die Mutter weckte, die im Wohnzimmer schlief. Für das Schlafzimmer waren neue Möbel eingetroffen, die noch nicht aufgebaut waren. Im Wohnzimmer wurde deshalb provisorisch auf Matratzen geschlafen. Die 66-Jährige machte ihrem Mann, der wieder getrunken hatte, Vorwürfe wegen des Krachs. Ein Wort gab das andere. Als sich die Frau von ihrem Mann abwandte, packte dieser einen Hammer, mit dem die Frau Bilder hatte aufhänge wollen und schlug ihr mit diesem auf den Hinterkopf. Sie brach bewusstlos zusammen. Laut der Anklage schlug der Mann noch mehrfach auf die am Boden liegende Frau ein.

Neben Platzwunden trug die 66-Jährige vor allem einen Schädelbruch und Hirnblutungen davon. Ohne auf ihre Bitte zu achten, einen Krankenwagen zu rufen, verließ der 67-Jährige die Wohnung und ging zu Fuß zur Polizei in Backnang. Dort berichtete er, was vorgefallen war. Und auch tags darauf, als er dem Haftrichter vorgeführt wurde, schilderte er die Tat. Das Protokoll wurde am Dienstag vor Gericht verlesen.

Vier weitere Prozesstage sind geplant

Seine Frau hatte, nachdem der Mann gegangen war, ihre 42-jährige Tochter und einen Nachbarn alarmieren können, der den Rettungsdienst und die Polizei verständigte. Als die Tochter in Aspach ankam, waren bereits Sanitäter und Polizisten vor Ort. „Ich habe große Angst bekommen“, sagt die 42-Jährige. Ihre Mutter habe versucht, sie zu beruhigen. „Mach dir keine Sorgen“, habe sie gesagt. „Körperlich geht es ihr heute gut. Aber sie ist traurig.“ – Für den Prozess sind noch vier Tage angesetzt.