Ihnen werden Wohnungseinbrüche in der gesamten Region und darüber hinaus vorgeworfen: Sechs Georgier stehen jetzt vor dem Göppinger Amtsgericht. Ihr Bandenhauptquartier soll ein Zimmer in einer Asylunterkunft in Heiningen gewesen sein.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Einbrüche in Weilheim, Hochdorf (beides Kreis Esslingen), Geislingen, Schlierbach und Schwäbisch-Gmünd: dafür müssen sich sechs Mitglieder eines georgischen Clans seit Freitag vor dem Göppinger Amtsgericht verantworten. Mittlerweile gehen die Ermittler aber davon aus, dass die Männer im Alter von 22  bis 39 Jahren, die offenbar von einer Asylbewerberunterkunft in Heiningen aus operierten, für zahlreiche weitere Einbrüche im gesamten südwestdeutschen Raum verantwortlich sind. Zudem säßen mittlerweile bereits acht weitere Verdächtige in Untersuchungshaft, hieß es.

 

„Die Polizeireform ist schuld“

Allein gegen die sechs Angeklagten aus diesem Verfahren lägen zehn bis 15 neue Anklageschriften vor oder seien in Vorbereitung, sagte der Oberstaatsanwalt Ekkehard Freund. Einige dieser Schriftsätze wurden noch im Gerichtssaal ausgeteilt, die Verhandlung wurde daraufhin unterbrochen. Die Polizeireform sei schuld an der Verspätung. „Ein einziger Beamter bearbeitet das alles“, kritisierte Freund. Der Richter Heiko Griesinger erklärte, er habe beim Polizeipräsidium in Ulm darum gebeten, mehr Personal zur Verfügung zu stellen, „aber man will sparen“. Bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz hatte der Ulmer Polizeipräsident Christian Nill den Fall als großen Ermittlungserfolg dargestellt.

Derweil laufen inzwischen auch bei den Staatsanwaltschaften in Stuttgart, Mannheim, Ellwangen, Konstanz, Pforzheim und  Kaiserslautern Ermittlungsverfahren gegen die Bande, deren Mitglieder meist aus der zweitgrößten georgischen Stadt Kutaisi stammen. In Heiningen befand sich wohl ein Hauptquartier. Einer der Organisatoren, der nun vor Gericht steht, wohnte dort. Warum der Heimleitung nicht auffiel, dass in dem Zimmer bis zu 14 Personen hausten, von denen die meisten dort gar nichts zu suchen hatten, ist unklar.

Auf die Spur der Bande waren die Ermittler gekommen, weil es zwei Zeugen gelungen war, einen Täter nach einem Einbruch im Göppinger Stadtteil Bodenfeld festzuhalten. Daraufhin befand sich die Heininger Gruppe im Visier der Ermittler. Abends ging es von dort aus in unterschiedlichen Besetzungen und in zwei Autos auf Diebestour. Nach einem Einbruch in das Haus einer 76-jährigen Frau am 8. Oktober in Schlierbach, wo die Täter Schmuck im Wert von 7400 Euro erbeutet haben sollen, konnte die Polizei zugreifen. Die zweite Gruppe wurde am selben Abend im Gmünder Stadtteil Straßdorf festgenommen. Sie hatten Geld und elektronische Geräte im Wert von 4000 Euro dabei, die aus dem Haus eines Professors stammten.

Diebesgut im See entsorgt

In der Heininger Unterkunft und in einem Bahnschließfach konnten die Beamten weiteres Diebesgut sicherstellen. Auch im See an der Voralbhalle wurden Gegenstände geborgen. Die Täter hatten dort alles entsorgt, was sie nicht gebrauchen konnten. Seither ist die Polizei damit beschäftigt, die Beutestücke den ursprünglichen Besitzern zuzuordnen und anhand von Handydaten zu ermitteln, wer bei welchem Raubzug dabei war. Doch offenbar ist die Ulmer Kriminaltechnik überlastet. Weitere Anklagen werden aber noch folgen. „Meiner Meinung nach gehört der ganze Komplex an das Landgericht nach Ulm“, sagte Griesinger. Dies ist der Fall, sobald eine Freiheitsstrafe von mehr als vier Jahren zu erwarten ist. Zunächst soll der Prozess am 24. März aber weitergehen.