Die Aufregung war enorm: Der frühere Wirecard-Vorstand Marsalek soll einen russischen Spionagering aus mehreren Bulgaren in Großbritannien angeleitet haben. Auch die „Patch Barracks“ in Stuttgart spielen eine Rolle.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

In London hat ein Prozess gegen drei Bulgaren begonnen, die für Russland spioniert haben sollen - auch im Auftrag von Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek. Sie bestreiten das. Zwei weitere Bulgaren räumten hingegen bereits vor Prozessbeginn Spionagevorwürfe ein, wie zum Auftakt des Verfahrens am Strafgerichtshof Old Bailey bekannt wurde.

 

Die Anklage beschuldigt die zwei Frauen im Alter von 30 und 33 Jahren und einen 39-jährigen Mann, die alle in Großbritannien wohnen, sie hätten Personen und Orte ausgespäht. Die Spionageaktivitäten sollen in London sowie in Stuttgart, Wien, Valencia und dem Balkanstaat Montenegro stattgefunden haben.

Offenbar auch in Stuttgart spioniert

Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet, handelt es sich in Stuttgart um den Stützpunkt „Patch Barracks“ des US-Militärs in Vaihingen, die von der Gruppe beobachtet worden sein soll.

Nach Ansicht britischer Ermittler haben die Bulgaren ihre Aufträge teilweise von dem abgetauchten Marsalek erhalten, der in Russland vermutet wird. Der Ex-Vertriebsvorstand des ehemaligen Dax-Konzerns Wirecard ist in dem Prozess nicht angeklagt.

Angeklagte sollen professionell vorgegangen sein

„Zwischen 2020 und 2023 haben diese drei Angeklagten gemeinsam mit anderen Personen zum Wohle Russlands spioniert“, sagte Staatsanwältin Alison Morgan. Sie seien „mit ausgefeilter Methodik“ vorgegangen, hätten falsche Identitäten verwendet und moderne Technologie eingesetzt.

Morgan sagte, die Angeklagten hätten Bildmaterial beschafft und detaillierte Berichte über ihre Zielpersonen erstellt. Im Gegenzug hätten sie „beträchtliche Summen“ erhalten.