Mit der Verlesung der Anklage ist der Prozess um den Anschlag auf die in Remchingen geplante Asylunterkunft gestartet – und schon wieder vertagt worden. Kommenden Mittwoch soll es weitergehen.

Pforzheim - Minutenlang hat der Angeklagte mit einem Ordner sein Gesicht verdeckt - bis ein halbes Dutzend Fotografen und Fernsehleute ihre Bilder im Kasten hatten. Mit etwas Verspätung begann am Freitag in Pforzheim der Prozess zum Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft in Remchingen (Enzkreis). Der Staatsanwalt las eilig die Anklagepunkte vor - nach wenigen Minuten war der erste Verhandlungstag beendet. Der 42 Jahre alte Angeklagte mit kurz geschorenen Haaren äußerte sich zum Prozessauftakt nicht. Sein Anwalt sagte dann aber: Der Brandanschlag auf die unbewohnte Unterkunft sei keine rechtsextrem motivierte Tat gewesen.

 

Der angeklagte Familienvater und gelernte Kfz-Mechaniker soll im Juli vergangenen Jahres Feuer in dem leer stehenden früheren Vereinsheim gelegt haben (Az.: Kls 93 Js 9779/15). Es hätte ein Zuhause für vier bis fünf Flüchtlingsfamilien werden sollen. Es muss jetzt abgerissen werden. Verletzt wurde bei dem Brand niemand.

Verteidiger verneint rechtsextremen Hintergrund

„Ein rechtsextremer Hintergrund ist nicht der Fall“, sagte der Verteidiger am Rande des Prozesses. Was ansonsten die Motive gewesen sein könnten, dazu schwieg er. Der Prozessauftakt fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt, weil die Polizei offenbar Demonstranten von rechter oder linker Seite nicht ausschloss. Zu Störungen kam es aber nicht.

Sieben weitere Termine sind laut Verteidigung bis zum 8. Juni mit mehr als 100 geladenen Zeugen bislang angesetzt, darunter Ermittler und Gutachter. Nach den Worten des Anwaltes könnte der gesamte Prozess aber schneller zu Ende sein. Sein Mandant werde wohl umfassend zu den Vorwürfen Stellung nehmen - je nachdem, wie vor dem nächsten Prozesstag ein Gespräch am kommenden Montag zwischen Gericht, Verteidigung und Staatsanwaltschaft ende.

Mann bestreitet die Tat

Der mutmaßliche Brandstifter soll einen Rollladen an dem geplanten Asylheim hochgeschoben, eine Scheibe eingeschlagen haben und in das Gebäude eingedrungen sein, um mit Grillanzünder ein Feuer zu legen. Das erste Obergeschoss und das Dachgeschoss brannten aus. Es entstand ein Schaden von rund 70 000 Euro.

Der Mann, der im Oktober festgenommen wurde, hat bislang die Tat bestritten. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft weisen aber zahlreiche Indizien und DNA-Spuren vom Tatort auf ihn hin. Auch hatte die Polizei bei einer Durchsuchung seiner Wohnung Beweismittel sichergestellt. Der Mann ist vorbestraft - allerdings nicht wegen Brandstiftung oder rechtsextremistischer Umtriebe.

Ihm wird neben der Remchinger Brandstiftung im gleichen Verfahren auch eine im Januar 2015 zur Last gelegt: Er soll im Ortenaukreis einen Bäckerei-Container angezündet haben. Das gab er zu.