Verteidiger plädieren bei Bandenschlägerei zwischen türkischen und kurdischen Gruppen vor dem Ludwigsburger Krankenhaus auf Freispruch.

Ludwigsburg - Er sei nach dem Abendessen eingeschlafen und könne sich an nichts mehr erinnern. Das sagte der Zeuge aus Wuppertal am Telefon. Mit dieser Nachricht überraschten am Donnerstag die Verteidiger die Prozessbeteiligten am Stuttgarter Landgericht.

 

Verhandelt wird eine Schlägerei mit zwei Schwerverletzten vor dem Ludwigsburger Krankenhaus. In die Prügelei waren etwa 15 Anhänger der heute verbotenen kurdischen Bande Red Legions sowie zwei Mitglieder der türkischen Gruppe Osmanen Germania BC verwickelt. Der Zeuge gilt als Aussteiger der Osmanen. Er bezeichnet sich selbst als ehemals rechte Hand des Bandenführers.

Der Bandenchef habe andere plattmachen wollen

Im Prozess wollte er gegen die Osmanen aussagen. Er sagte gegenüber Medien, eine Belastungszeugin sei bestochen worden. Mit dieser Behauptung stellte er sich gegen seine früheren Freunde. Er wisse außerdem, dass der Anführer mit der Absicht nach Ludwigsburg gekommen sei, andere „platt zu machen“. Dabei sei er selbst plattgemacht worden. Am Telefon soll er berichtet haben, dass seine Frau ihn mehrfach wecken wollte. Dies sei nicht gelungen.

Er wolle aber unbedingt aussagen. Das forderte auch die Verteidigung, der Richter wies dies aber zurück. Man könne auf den Zeugen verzichten, da jener nur das Gegenteil von dem aussagen wolle, was bereits erwiesen sei. Außerdem sei seine Adresse bis heute weder dem Gericht noch der Polizei bekannt. Auch halte er es für unwahrscheinlich, dass der Zeuge tatsächlich vor Gericht erscheine.

Die Verteidiger halten die Beweise für zu schwach

Somit plädierten die Verteidiger. Einer der Anwälte hatte bereits am vorherigen Verhandlungstag den von der Staatsanwaltschaft geforderten Freispruch für seinen Mandanten unterstützt. Die weiteren Plädoyers ähnelten sich. Die Verteidiger halten allesamt die Beweise für zu schwach, um zu belegen, dass ihre Mandanten bewaffnet waren. Zum Beispiel habe eine Zeugin ausgesagt, dass ein südländisch aussehender Mann mit einem Bart als erstes mit einem Baseballschläger zugeschlagen habe. Das brachte seinen Mandanten – dem nachgewiesen werden konnte, vor Ort gewesen zu sein – über 14 Monate in Untersuchungshaft. Es sei aber so, dass viele aus der Gruppe aussehen wie er, und bei einer Lichtbildvorlage habe die Zeugin ihn nicht eindeutig als den Täter erkannt.

Drei Angeklagte wurden identifiziert, weil zwei der drei Autos, mit denen die Gruppe zur Klinik gefahren ist, mitten auf der Kreuzung vor dem Krankenhaus offen stehengelassen wurden. Darin fand die Polizei deren Geldbörsen und Handys. Dies beweise zwar, dass die Mandanten vor Ort gewesen seien, aber nicht, dass und wie sie zugeschlagen haben, sind sich die Verteidiger einig. Für zwei Mandanten schlugen sie Bewährungsstrafen vor, für einen weiteren und für die Frau, die nur zum Klinikum gefahren sei, aber nicht an der Schlägerei beteiligt gewesen sei, forderten die Verteidiger einen Freispruch.