Der Stuttgarter Konzern will Chemie- und Energieriesen künftig in Fragen rund um die Sicherheit beraten. Zug um Zug wird die Position in Nordamerika ausgebaut.

Stuttgart - Der Prüfkonzern Dekra baut sein Industrie-Beratungsgeschäft mit einer Übernahme in den USA aus. Für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag erwarb der Stuttgarter Konzern das kalifornische Beratungsunternehmen Behavioral Science Technology (BST), teilte Dekra mit. BST verfüge über Kompetenzen in der Verbesserung des Sicherheitsniveaus in Unternehmen. Beraten will Dekra vor allem Konzerne in den Branchen Chemie, Energie und Logistik. In der BST-Kundenkartei stehen Namen wie Exxon Mobil, Shell und Akzo Nobel. BST beschäftigte rund 200 Mitarbeiter und setzte zuletzt mit seinen Niederlassungen in Nordamerika, Asien und Europa 45 Millionen Dollar (rund 35 Millionen Euro) um.

 

„Wir bauen unsere Position in Nordamerika gezielt aus und errichten eine weitere strategische Plattform für die Erschließung der Märkte in Asien“, wird Dekra-Chef Stefan Kölbl in der Mitteilung zitiert. „Spitzenunternehmen wissen, dass Sicherheit und Nachhaltigkeit in ihrer Kultur sowie in den Führungs- und Managementsystemen verankert sein müssen, wenn sie erfolgreich seien wollen“, erklärt Gesa Köberle, Geschäftsführerin der Dekra-Consulting. Der BST-Chef Colin Duncan ist überzeugt, dass „die Stärke von Dekra bei technischen Analysen, verbunden mit der Sicherheits-Expertise von BST ein umfassendes Service-Angebot ermöglicht“.

BST ist nicht das erste Unternehmen, das die Stuttgarter in den USA übernommen haben. Im Laufe der vergangenen zwei Jahre wurde bereits eine Zertifizierungsgesellschaft erworben sowie eine Gesellschaft, die Raffinerien oder chemische Anlagen auf ihren Explosionsschutz hin überprüft. Seit längerer Zeit prüft Dekra auch Lastwagen in den USA. Eine gesetzlich vorgeschriebene Hauptuntersuchung wie sie in Deutschland Usus ist, kennen die Nordamerikaner zwar nicht, erläutert ein Dekra-Sprecher. Dort kontrolliere die Polizei auch die Verkehrssicherheit; Trucks mit Plakette würde stets durchgewunken.

Insgesamt beschäftigt die Stuttgarter Prüforganisation – ohne BST – 200 Mitarbeiter in den Vereinigten Staaten. Hinzu kämen mehrere Tausend freie Sachverständige und Franchisenehmer, die die Lkw-Prüfungen übernehmen. Die Höhe des US-Umsatzes wollte der Sprecher aus Wettbewerbsgründen nicht beziffern.

Insgesamt hat Dekra im vergangenen Jahr – früheren Angaben zufolge – rund zwei Milliarden Euro umgesetzt (plus acht Prozent), beschäftigt werden 27 900 Mitarbeiter (plus 3000). Dominierend ist das Geschäft rund ums Kraftfahrzeug, wozu etwa die Hauptuntersuchungen gehören; 1,2 Milliarden Euro setzten die Stuttgarter hier zuletzt um (plus acht Prozent). Deutlich kleiner ist das Industriegeschäft mit knapp 500 Millionen Euro Umsatz (Stand 2010). Unter dem Dach des Industriegeschäftes wurde Anfang des Jahres ein neuer Bereich aufgebaut, das Consulting. Dafür wurde am Stammsitz in Stuttgart eine GmbH gegründet, die sich mit Themen wie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz beschäftigt. In dieser Sparte sind gegenwärtig 150 Beschäftigte tätig, 70 davon in Stuttgart. In diesen Geschäftszweig soll auch die BST integriert werden.