Büttenreden, Tänze, Musik und Ehrungen: Die Fasnet-Zunft Kornwestheim begeisterte die Teilnehmer ihrer 55. Prunksitzung mit einem bunten Programm. Wie es üblich ist, bekamen auch einige Politiker ihr Fett ab – allen voran Landrat Dietmar Allgaier.

Was macht eine gelungene Veranstaltung zur Karnevalszeit aus? Sie sollte die Besucher unterhalten, zum Lachen bringen, eine ausgelassene Stimmung verbreiten. Die 55. Prunksitzung der Kornwestheimer Fasnet-Zunft im Martinisaal hat all das geboten und noch mehr.

 

Peter Kienzle, der als Sitzungspräsident durch den Abend führte, war schon beim Auftakt angetan: „Wenn das hier ein Kostümfest wäre, würde es lauter erste Plätze geben“. Glückskäfer und Biene Maja, Teufelchen und Sheriff, Sträfling und Schotte, Pirat und Pharao – etliche Närrinnen und Narren streiften für ein paar Stunden ihren Alltag ab und tauchten ein in die Buntheit, die Klänge und die Heiterkeit dieses Abends.

Tanzmariechen fegte über die Bühne

Zunächst herrschten die Farben Blau und Gelb, wie sich das für die traditionsbewusste Fasnet-Zunft gehört. Nach dem ersten Tanz der jüngsten Tanzmariechen marschierte die Maskengruppe der Garbenstrickle und Früchtle in ihrem blau-gelben Häs in den Saal, angeführt von der Figur des „Till“. Mit ihren Schellen und Masken spielen diese Narren auf die landwirtschaftlich geprägte Vergangenheit von Kornwestheim an.

Die Mini-Blitzer traten mit ihrer Showtanz-Performance auf. /Peter Mann

Es ist beeindruckend, was diese Zunft an Tanzdarbietungen auf die Bühne bringt. Die Mini-Blitzer, neun junge Mädchen, tanzten ihren Marsch mit so viel Schwung, dass der Saal bald mitklatschte. Das jüngste Tanzmariechen, Ioanna Abatzoglou, fegte in ihrer Solonummer mit enormem Tempo über die Bühne – „ein akrobatischer Wirbelwind“, befand Kienzle. Ein weiteres Solo-Mariechen, Jana Abt, bewegte sich sehr ausdrucksstark, fast kess, und bekam auch heftigen Beifall.

Allgaier wurde zum „Ehrensenator“ ernannt

Büttenredner nahmen die Lokalpolitik aufs Korn. Deren Akteure mit Oberbürgermeister Nico Lauxmann an der Spitze, im weinroten Jackett und mit Zylinderhut, waren großenteils anwesend und mussten sich manches anhören. Gast war auch Landrat Dietmar Allgaier, dessen Ambitionen, Präsident des VfB Stuttgart zu werden, mehr als einmal zur Sprache kamen. Allgaier, im Kostüm eines Super-Bonbons, wurde auf die Bühne gebeten: Für sein langes Engagement für den Karneval ernannte ihn Oberzunftmeisterin Marion Schneebeli zum „Ehrensenator“.

Markus Kämmle alias Siggi Sorglos berät am Sorgentelefon Lokalpolitiker. /Peter Mann

Und dann bejubelten die Besucher ein Comeback. Nach neun Jahren Abstinenz trat die Figur der Siggi Sorglos wieder in die Bütt, dargestellt vom langjährigen Stadtrat Markus Kämmle. Am Sorgentelefon der „Kummer-Nummer“ nahm Siggi Anrufe entgegen und gab humoristische Ratschläge. Als Erster meldet sich OB Lauxmann, wie Allgaier ein großer Fußball-Fan. Siggi Sorglos, mit blonder Perücke, riet dem Schultes, er solle doch den Sitzungsplan des Gemeinderates dem Spielplan des VfB anpassen. Auch die Fraktionschefs von CDU, SPD und den Grünen suchten Rat und bekamen manche kritischen Spitzen zu hören – etwa über einen teuren Radweg.

„Griechischer Wein“ mit neuem Text

Dann marschierten die Musiker der Gässlesfetzer aus Murr ein. Mit Blasinstrumenten, Pauken und Schlagzeug rockten sie mit hämmernden, elektrisierenden Rhythmen den Saal. Die mehr als 40 Gäste-Musiker intonierten auch „Tausend Mal berührt“ – zum Mitsingen und Mittanzen, und rasch füllten sich die freien Flächen. Sogar der Pharao und Ilka die Erste, Prinzessin der Kornwestheimer Narren-Ober-Liga, schwangen mit.

Die Gässlesfetzer aus Murr spielten unter anderem „Tausend Mal berührt“. /Peter Mann

Einen Höhepunkt bildete der Auftritt von Elfriede Schäufele – dahinter verbirgt sich der bekannte Travestie-Künstler Michael Panzer. Die resolute, schwäbische Hausfrau, „Frauenbeauftragte für Putzen, Kochen und Migräne“, deren „Lieblingstier das halbe Hähnchen“ ist, stolzierte, schwadronierte und scherzte sich über die Bühne. Elfriede kokettierte „Ich esse wie ein Spatz, täglich das Doppelte meines Körpergewichtes“, doch nicht nur sie, auch andere bekamen ihr Fett ab. „Experten kennet 99 Liebesstellunge, aber koi oizigs Mädle.“ Nach etlichen Seitenhieben auf Badener und Bayern sang Schäufele dann auf die Melodie von Griechischer Wein „Spätzle mit Soß“ – und der Saal stimmte glücklich mit ein.