Das Defizit, im Rems-Murr-Kreis kaum Angebote im kinder- und jugendpsychiatrischen Bereich zu haben, wird gemildert. Die Fachklinik des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Weissenhof eröffnet eine Tagesklinik und eine Ambulanz in Winnenden.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Seit langem wird im Rems-Murr-Kreis ein Mangel im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie beklagt. Der Landrat Johannes Fuchs forderte vehement, dass entsprechende Plätze am Winnender Klinikum im Schloss, einer Landesklinik, angesiedelt würden. Dies auch im Hinblick auf den 17-jährigen Winnender Amokläufer, der trotz psychischer Probleme vor seiner Tat im Jahr 2009 vor Ort keine Hilfe finden konnte. In der psychiatrischen Klinik im Schloss dürfen nur erwachsene Patienten behandelt werden, da es dort bisher keine Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt. Im November eröffnet nun das Zentrum für Psychiatrie am Weissenhof in Weinsberg (Kreis Heilbronn) im Erdgeschoss des Schlosses eine Tagesklinik und eine Notfallambulanz.

 

Im Park soll ein Spielplatz entstehen

„Es wird bereits unsere vierte Außenstelle, die wir betreiben“, sagt Marianne Klein, die Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Klinikum Weissenhof. Auf rund 800 Quadratmetern entsteht zurzeit im Erdgeschoss des Winnender Schlosses eine neue Station, die auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten ist. „Die Räume werden großzügig und hell gestaltet“, sagt Klaus Kupfer, der Kaufmännische Direktor des ZfP Weissenhof. „Außerdem gibt es einen direkten Zugang zum Schlosspark. Dort wollen wir in Zukunft auch noch einen Spielplatz anlegen“, erklärt seine Winnender Kollegin Anett Rose-Losert. Zurzeit herrsche in dem Teil des Schlosses neben dem Haupteingang noch Baustellenatmosphäre, doch könne man schon gut erkennen, wie es wird.

Durch das neue Angebot müssen psychisch kranke Kinder und Jugendliche nicht mehr weite Fahrtwege auf sich nehmen und können heimatnah behandelt werden. „Es ist in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sehr wichtig, dass Kinder möglichst nicht aus ihrem familiären Umfeld gerissen werden“, sagt Marianne Klein. Die Tagesklinik werde in zwei Gruppen unterteilt, eine für Kinder im Alter zwischen drei und zwölf Jahren, die andere für 13- bis 17-jährige Jugendliche. Die Gruppen umfassen jeweils fünf Plätze. Werktags wird die Tagesklinik von 7 Uhr bis 17 Uhr betrieben. Im Notfall können sich die Betroffenen und ihre Eltern an Sonn- und Feiertagen an die Bereitschaft in Weinsberg wenden.

Ein Team aus verschiedenen Spezialisten

Betreut werden die jungen Patienten von einem Team aus Fachärzten, Psychologen, Psychotherapeuten, Pflegern und Lehrern. Die Patienten besuchen in der Klinik auch die Schule. Dazu werden in den Räumen Klassenzimmer eingerichtet. Der Unterricht wird in Kooperation mit der Klinikschule des Kreiskrankenhauses betrieben. Eine weitere Zusammenarbeit erfolgt in umgekehrter Richtung. Der zukünftige Leiter der Weinsberger Außenstelle in Winnenden, Joachim Diessen, wird bei Bedarf junge Patienten des Kreiskrankenhauses untersuchen. Die Mitarbeiter der Tagesklinik werden der Leitung der Kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik des Klinikums Weissenhof unterstehen.

Der Unterricht erfolgt nicht nur, damit die Patienten schulisch nicht abgehängt werden. „Da viele Probleme in der Schule haben, hat der Unterricht auch eine diagnostische Funktion“, sagt Marianne Klein. Es habe sich zudem gezeigt, dass die Kinder in den kleinen Gruppen bessere Lernergebnisse erzielten.

Der Umbau wird rund 1,2 Millionen Euro kosten. Ein Teil der Summe wird vom Klinikum Schloss Winnenden über eine Sonderförderung für Sanierungsmaßnahmen landeseigener Gebäude finanziert. Der restliche Anteil der Kosten wird über einen Miet- und Kooperationsvertrag mit dem Klinikum am Weissenhof refinanziert.