Handbücher Grundlage für eine psychiatrische Diagnose sind die Handbücher „International Classification of Diseases“ (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation und das „Diagnostical and Statistical Manual“ (DSM-4) der Amerikanisch-Psychiatrischen Gesellschaft. DSM-4 unterscheidet psychische Störungen anhand von Symptomen. Schizophrenie und affektive Störungen wie Depression sind hier klar voneinander abgegrenzt.

 

Neuauflage Derzeit arbeiten Experten auf der ganzen Welt an der fünften Auflage des DSM-4. Die neue Version soll mehr Gewicht auf sogenannte Dimensionen legen.

Dimensionen Im Falle der Schizophrenie werden zum Beispiel neun Dimensionen vorgeschlagen. Dazu zählen unter anderem Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Antriebslosigkeit. Auf einer Skala soll eingeschätzt werden, ob beispielsweise Halluzinationen auftreten und wie stark sie ausgeprägt sind.

Den verschwommenen Grenzen psychischer Störungen könnten die Neufassungen der Diagnosehandbücher DSM-4 und ICD-10 stärker gerecht werden. Zwar wird es weiterhin Labels wie "Depression" geben. Doch in Zukunft könnte es Bestandteil einer Diagnose sein, den Patienten zusätzlich auf mehreren Dimensionen wie etwa Angst, Antriebsstörung oder depressive Symptome einzuschätzen.

"Ein Psychiater würde dann zunächst nach den bisher üblichen Kriterien zum Beispiel eine Schizophrenie diagnostizieren", erläutert Heinz Häfner. "Anschließend schaut er sich zusätzlich die individuellen Symptommuster an und beurteilt auf einer Skala, wie stark etwa die vorhandene depressive Symptomdimension ausgeprägt ist." Auf dieser Basis könne der Arzt dann entscheiden, nicht nur Neuroleptika zu verschreiben, die sich bei der Behandlung der psychotischen Dimension als sehr wirksam erwiesen haben. "Er wird dann auch eine antidepressive Therapie erwägen - in Form von Medikamenten oder einer Psychotherapie, je nach dem Schweregrad der Symptome und den individuellen Voraussetzungen."

Gezieltere Therapien für Untergruppen

Häfner selbst befürwortet solche dimensionalen Ansätze. Mit Hilfe von Dimensionen, davon ist er überzeugt, lasse sich die individuelle Ausprägung der Erkrankung genauer bestimmen. "Wenn ich diese Dimensionen bei der Diagnose miterfasse, erhalte ich eine wirklichkeitsnähere Darstellung des Krankheitsgeschehens und einen spezifischeren Ansatz für die Behandlung." Ein anderer Weg, der Mannigfaltigkeit psychischer Erkrankungen zu begegnen, könnte darin bestehen, psychische Störungen in homogene Untergruppen einzuteilen. So gibt es zum Beispiel Schizophreniepatienten, die vorwiegend unter Symptomen wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen leiden. Andere kämpfen dagegen eher mit Antriebslosigkeit. Solche Untergruppen zu bilden, wäre zwar wieder Schubladendenken, könnte aber gezieltere Therapien ermöglichen.

"Eine chronische Schizophrenie von einer zu unterscheiden, die vollständig ausheilen kann, kann mir bei der Therapieentscheidung helfen", erläutert Markus Jäger den Vorteil von Untergruppen und ergänzt: "Heilt sie aller Wahrscheinlichkeit wieder vollständig aus, setze ich nicht nur die Medikation niedriger an. Ich rate dem Betroffenen auch, seine Arbeit bald wieder aufzunehmen, was bei chronischen Fällen hingegen nicht sinnvoll ist." Zwar gebe es solche Ansätze schon heute, sie seien allerdings nicht sehr konsequent ausgeprägt.

Wie weit sich die Psychiatrie in Zukunft vom allzu starren "Schubladendenken" entfernen wird, lässt sich bisher noch nicht sagen. Die Neufassung des Diagnosehandbuchs DSM-4 ist zwar erst für das Jahr 2013 angekündigt, wird aber schon heute mit Spannung erwartet. 

Die Diagnose psychischer Krankheiten

Handbücher Grundlage für eine psychiatrische Diagnose sind die Handbücher „International Classification of Diseases“ (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation und das „Diagnostical and Statistical Manual“ (DSM-4) der Amerikanisch-Psychiatrischen Gesellschaft. DSM-4 unterscheidet psychische Störungen anhand von Symptomen. Schizophrenie und affektive Störungen wie Depression sind hier klar voneinander abgegrenzt.

Neuauflage Derzeit arbeiten Experten auf der ganzen Welt an der fünften Auflage des DSM-4. Die neue Version soll mehr Gewicht auf sogenannte Dimensionen legen.

Dimensionen Im Falle der Schizophrenie werden zum Beispiel neun Dimensionen vorgeschlagen. Dazu zählen unter anderem Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Antriebslosigkeit. Auf einer Skala soll eingeschätzt werden, ob beispielsweise Halluzinationen auftreten und wie stark sie ausgeprägt sind.