Hätten sie vor 84 Jahren gelebt, wären sie wahrscheinlich hier in der Gaskammer der Nazis ermordet worden. Unterwegs mit psychisch kranken Menschen, die vier Tage nach Schloss Grafeneck wandern.
Genau einundvierzig Kilometer waren es, hat Waltraud Rolle zusammengezählt, die sie an den vier Tagen ihrer Wanderung zurückgelegt haben. Waltraud Rolle ist 70, trägt ein Kopftuch, ist zierlich – und die älteste im Team. Es ist die erste Wanderung ihres Lebens. Aber weil die anderen alle mitgegangen sind, hat sie sich auch angemeldet. Vier Tage wandern, das heißt, pünktlich morgens aufzustehen, sich jeden Tag in einem neuen Übernachtungsquartier zurecht zu finden. Und diese Wanderung ist vielleicht noch ein bisschen anspruchsvoller. Denn Waltraud Rolle und die anderen gehören zum gemeindepsychiatrischen Wohnverbund der Stuttgarter Zentren der Evangelischen Gesellschaft. Für manche ist es ein großer Schritt, sich auf so viel Unbekanntes einzulassen. Reizüberflutung ist etwas, was sie in ihrem Leben versuchen zu meiden.