Dauerhaft Einsame leiden häufig unter Erschöpfung oder Entzündungen, Kopfschmerzen oder Kreislaufstörungen. Sie sind anfällig für Infektionskrankheiten und produzieren große Mengen an Stresshormonen und brauchen dreimal länger als nicht Einsame, um einzuschlafen. Und selbst wenn sie gleich viel schlafen, fühlen sie sich anschließend weniger erholt. Außerdem sind sie gefährdet, sich mit Alkohol oder fett- und zuckerreicher Kost ein Wohlgefühl zu verschaffen, an einer Depression zu erkranken – oder sich letztlich gar das Leben zu nehmen.

 

Die Pein der Einsamkeit ist allerdings von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. So wie jeder über ein eigenes Maß an Intelligenz verfügt, so fühlt sich jeder an einem anderen Punkt zwischen den Polen von völligem Alleinsein und ständiger Gemeinschaft wohl. Den Grad der Einsamkeit ermitteln Forscher häufig mit einem standardisierten Fragebogen, der „UCLA-Einsamkeitsskala“. Sie zeigt, wie groß die Kluft zwischen den tatsächlichen und den erwünschten Beziehungen ist. Dafür fragen die Wissenschaftler etwa, wie oft sich die Testperson einem anderen Menschen nahefühlt oder als Teil eines Freundeskreises.

Manche Forscher vermuten, dass wir eine Anfälligkeit für Einsamkeit von den Eltern erben. Doch maßgeblich wird die individuelle Empfindlichkeit in den ersten Lebensjahren geprägt, wie eine Vielzahl von Studien zur sogenannten Bindungstheorie vermuten lässt. So kann man sich isoliert fühlen, obwohl man objektiv betrachtet nicht allein ist. Deshalb kann selbst in einem überfüllten Hörsaal oder in einer Firma, in der Angestellte eng zusammenarbeiten, der subjektiv empfundene Mangel von Kontakt zur Last werden. Einsame rechnen häufig bereits damit, keine intensive Verbindung knüpfen zu können. Daher begegnen sie Bekanntschaften von vornherein eher zurückhaltend. Häufig ziehen sich die Mitmenschen daraufhin wirklich zurück – und bestätigen das negative Selbstbild des Einsamen. So entwickelt sich ein Teufelskreis, in dem auch bestehende soziale Netzwerke zerbrechen können.

Um der Einsamkeit zu entrinnen, hilft es zuweilen nur, um professionelle Unterstützung zu bitten – etwa bei psychologischen Beratungsstellen oder Therapeuten. „Wer einsam ist, sollte sich fragen, ob und wie er sich eigentlich selbst akzeptiert“, sagt der Psychologe Eberhard Elbing, der sich vor seiner Emeritierung an der Ludwig-Maximilians-Universität München als einer der wenigen Forscher mit diesem Thema befasste. Wer die Last abschütteln will, muss also vor allem, so trivial es klingt, sein Selbstwertgefühl verbessern und das eigene Verhalten verändern.