Therapie Betroffene sollten sich nicht mit ihrer Angst zurückziehen und diese zu Hause pflegen, sagt der Stuttgarter Psychologe Fred Christmann. Im Rahmen einer Verhaltenstherapie setzt er auf die Konfrontation.

 

Konfrontation Seine Patienten setzt Christmann erst einmal nur im Rollenspiel oder in der Vorstellung der Furcht einflößenden Situation aus. Hat jemand etwa Flugangst, entwickelt Christmann ein Szenario, in dem möglichst alle Sinne angesprochen werden: Was denkt der Patient, was fühlt er, wenn er auf dem Weg zum Flughafen ist? Wie riecht es dort? Was sieht der Patient, was hört er?

Lernen Mithilfe der Übung soll der Patient lernen, auf das Hier und Jetzt zu achten, statt schon lange vor der tatsächlichen Stresssituation in Panik zu verfallen – etwa auf dem Weg zum Flughafen. Dabei helfen ihm zum Beispiel Atemübungen. Darüber hinaus soll der Patient Selbstvertrauen und Kompetenzen erwerben, um sich seiner Angst künftig allein stellen zu können. Bei der Flugangst gehört dazu etwa das Wissen, wie man sich bei Turbulenzen oder beim Start der Maschine ablenken kann. „Es geht darum, in einer Stresssituation die Perspektive zu wechseln und anders als gewohnt zu reagieren“, erklärt Fred Christmann.

„Das hat mich verdammt einsam gemacht“

Ulrike Parthen weiß bis heute nicht, was der Grund für ihre Panikattacken ist. Doch auch sie vermutet ihn in der Kindheit. Bei ihr wurde die Angsterkrankung „sehr schnell sehr intensiv“, sagt sie. Drei Jahre nach dem Stadtfest stellten sich die Übelkeit und die Kopfschmerzen ein, lange bevor sie das Haus verlassen wollte. Also blieb sie daheim. „Das hat mich verdammt einsam gemacht.“

Die meisten Angstpatienten neigen dazu, unangenehme Situationen zu umgehen. Eine logische Reaktion – die die Betroffenen aber sehr stark in ihrem Leben einschränkt. „Viele Angstpatienten haben die Sorge, dass sie früher sterben“, weiß Fred Christmann. „Dabei sind gerade sie Meister im Überleben – denn sie schonen sich oft und vermeiden riskante Situationen. Sie sind in der Regel nicht diejenigen, die bei einem Abenteuer umkommen. Sie erleben ja gar keine.“

Es geht darum, die eigenen Gedanken zu beeinflussen

Und das, obwohl eine Schonung in den meisten Fällen nicht notwendig ist. „Ich weiß nicht, wann ich mich zuletzt erbrechen musste“, sagt Ulrike Parthen. „Und doch hatte ich lange Todesängste davor.“ Die Scham, vor anderen Menschen die Kontrolle zu verlieren, beherrschte drei Jahrzehnte lang ihr Leben. Ein Weg, um die eigene Erkrankung wirklich in den Griff zu bekommen, ist die Konfrontation. Indem sie sich der Furcht einflößenden Situation aussetzen, lernen die Patienten, dass ihre Angst nicht real ist, dass die Panik sie nicht umbringt. Je öfter sie sich erfolgreich ihrer Furcht stellen, desto mehr rückt die Angst in den Hintergrund. Desto mehr wächst das Gefühl, die Situation erfolgreich bewältigen zu können. „Es geht letztlich darum, die eigenen Gefühle und Gedanken zu beeinflussen“, erklärt Christmann. „Und in der Folge anders mit ihnen umzugehen.“

Das schafft tatsächlich ein Großteil der Patienten. Angststörungen sind in der Regel sehr gut therapierbar. Nach Angaben der Bundespsychotherapeutenkammer sind bis zu 80 Prozent der Betroffenen mit Platzangst und Panikstörungen nach einer Psychotherapie frei von Angstanfällen. Auch Ulrike Parthen hat ihre Angstgefühle inzwischen angenommen – und einen Weg gefunden, mit ihnen zu leben. „Ich habe die Hoffnung zwar aufgegeben, dass ich einmal komplett angstfrei leben werde“, sagte sie vor einiger Zeit auch in der SWR-Talkshow „Nachtcafé“. Doch in einem Fernsehstudio vor Publikum über ihre Erkrankung zu sprechen, war für sie vor einigen Jahren noch unvorstellbar.

So stellen sich Betroffene ihrer Furcht

Therapie Betroffene sollten sich nicht mit ihrer Angst zurückziehen und diese zu Hause pflegen, sagt der Stuttgarter Psychologe Fred Christmann. Im Rahmen einer Verhaltenstherapie setzt er auf die Konfrontation.

Konfrontation Seine Patienten setzt Christmann erst einmal nur im Rollenspiel oder in der Vorstellung der Furcht einflößenden Situation aus. Hat jemand etwa Flugangst, entwickelt Christmann ein Szenario, in dem möglichst alle Sinne angesprochen werden: Was denkt der Patient, was fühlt er, wenn er auf dem Weg zum Flughafen ist? Wie riecht es dort? Was sieht der Patient, was hört er?

Lernen Mithilfe der Übung soll der Patient lernen, auf das Hier und Jetzt zu achten, statt schon lange vor der tatsächlichen Stresssituation in Panik zu verfallen – etwa auf dem Weg zum Flughafen. Dabei helfen ihm zum Beispiel Atemübungen. Darüber hinaus soll der Patient Selbstvertrauen und Kompetenzen erwerben, um sich seiner Angst künftig allein stellen zu können. Bei der Flugangst gehört dazu etwa das Wissen, wie man sich bei Turbulenzen oder beim Start der Maschine ablenken kann. „Es geht darum, in einer Stresssituation die Perspektive zu wechseln und anders als gewohnt zu reagieren“, erklärt Fred Christmann.