Was tun, wenn man sich nach einer Gewalttat nicht mehr sicher fühlt? Ein Projekt in der Rhein-Neckar-Region hilft künftig Betroffenen, die nicht alleine klar kommen.

Heidelberg - Wohnungseinbrüche, Trickbetrügereien, Überfälle – kaum ein Tag vergeht ohne Berichte über Straftaten. Die Betroffenen verkraften solche Ereignisse unterschiedlich. „Sie werden nicht selten im Innersten erschüttert. Da bleiben Menschen zurück, die sich nicht mehr sicher fühlen“, erklärt der Mannheimer Polizeipräsident Thomas Köber. Seine Beamten, gesteht er, stünden am Ende ihrer Arbeit, wenn sie die Aussagen aufgenommen und die Spuren gesichert hätten, immer mal wieder vor Situationen, in denen sie sagen: „Wir können da eigentlich noch nicht weg.“

 

Es gab bisher eine Versorgungslücke

Auch Christian Specht (CDU), der als Erster Bürgermeister in Mannheim unter anderem für Notfalleinsätze der Feuerwehr zuständig ist, berichtet Ähnliches. „Nach unseren Erfahrungen gibt es bei schweren Ereignissen drei Gruppen: eine, die in der Familie oder ihrem Umfeld ausreichend Unterstützung findet, eine zweite, die so schwer getroffen ist, dass sie gleich von sich aus medizinische Hilfe sucht, dazwischen liegt eine dritte, die Hilfe von außen braucht“, erklärt Specht. „Doch dafür haben wir bei der Polizei und Feuerwehr niemand. An dieser Stelle besteht eine Versorgungslücke.“

Die Einrichtung ist landesweit einmalig

Diese soll in der Region rund um Mannheim und Heidelberg nun eine bisher landesweit einmalige Einrichtung schließen, die in dieser Woche in Heidelberg bei der Arbeiterwohlfahrt ihre Arbeit aufgenommen hat: die Beratungs- und Koordinierungsstelle Psychosoziale Notfallversorgung Rhein-Neckar (BeKoRN). Sie wird von den zwei Städten und dem Rhein-Neckar-Kreis finanziert und soll eine Anlaufstelle sein für alle, die von belastenden Ereignissen betroffen sind – und für die es bisher keine adäquaten Beratungsangebote gibt. Neben Opfern von Wohnungseinbrüchen zählen dazu etwa Menschen, die überfallen oder um Geld betrogen wurden, die einen tödlichen Unfall oder den Suizid einer nahestehenden Person erleben mussten. Auch Zeugen von Unfällen oder indirekt Betroffene können sich melden.

Die Polizei soll als Vermittler auftreten

„Oft ist es ja so, dass die Betroffenen anfangs, solange die Polizei noch vor Ort ist, einigermaßen klarkommen“, erklärte Angelika Treibel, Diplom-Psychologin und Leiterin der neuen Anlaufstelle beim Start in dieser Woche. „Doch wenn jemand merkt, dass die Situation nach zwei, drei Wochen noch immer präsent ist, dass das Sicherheitsgefühl nicht mehr da ist und einem das Vorgefallene weiter auf der Seele brennt, dann hoffe ich, dass er hier anruft.“ Als Vermittler solle die Polizei eine wichtige Rolle in dem Konzept übernehmen.

In vielen Fällen könne man Ratsuchende schon mit einem Telefongespräch psychologisch unterstützen, sagte die Psychologin weiter. Darüber hinaus wolle man sie im Bedarfsfall gezielt an andere Einrichtungen oder Organisationen weitervermitteln. „Das Wichtigste ist, dass wir bedarfsorientiert und niederschwellig arbeiten. Die Menschen haben nach stark belastenden Ereignissen sehr unterschiedliche Probleme – dem wollen wir Rechnung tragen“, sagte Angelika Treibel.