Publikumslieblinge bei Open-Air-Format Sindelfingen rockt wieder den Marktplatz

Nach dem gefeierten Auftritt im Sommer 2017 freuen sich viele Fans auf die Rückkehr der Beatles-Tribute-Band Help! auf den Marktplatz. Foto:  

In den Sommerferien steigt an fünf Abenden wieder Sindelfingen rockt auf dem Marktplatz. Bei dem Open-Air-Format gibt es in diesem Jahr einige technische Neuerungen – und ein Wiedersehen mit vier absoluten Publikumslieblingen.

Ob Freddie Mercury oder Paul McCartney, ob Michael Jackson oder Bono – sie alle standen schon auf der Marktplatzbühne von „Sindelfingen rockt“. Gut, genau genommen waren sie das nicht selbst , sondern Menschen, die zwar so ähnlich klingen und aussehen wie ihre zum Teil längst dahingeschiedenen Vorbilder, in Wahrheit aber natürlich nur Tribute-Musiker sind.

 

Das stört hier aber offenbar niemanden. Im Gegenteil. Genau dafür kommen hier seit 2015 an jeweils fünf Mittwochabenden in den Sommerferien rund 5000 Leute zusammen: Es geht ihnen um das Live-Erlebnis mit dem Sound ihrer Jugend – oder auch dem Sound der Jugend ihrer Eltern und Großeltern.

„Das ist wie ein großes Klassentreffen hier.“

Ein Fan der ersten Stunde ist Jörg Mornhinweg. Bei „Sindelfingen rockt“ kann er die Musik von Bands wiedererleben, die er als Jugendlicher zum Teil noch im Original gesehen hat – zum Beispiel in der Sindelfinger Messehalle oder der vor 16 Jahren abgerissenen Böblinger Sporthalle, wo einst Pop- und Rockgrößen von ABBA bis The Who auftraten.

Das Zelebrieren solcher selbst erlebter oder auch bisher verpasster Konzertmomente ist aber nicht der einzige Grund, warum der 57-Jährige diese Open-Air-Reihe so sehr schätzt. „Das ist einfach wie ein großes Klassentreffen hier. Man trifft Leute, die man seit Jahren nicht mehr gesehen hat“, sagt Mornhinweg, der jahrelang als Sprecher der Fachgruppe Handel im Gewerbe- und Handelsverein tätig war und die vom City-Marketing mitveranstaltete Gratiskonzertreihe als beste Innenstadtbelebung versteht.

Entsprechend gefrustet war der Sindelfinger, als die Freiluftkonzerte wegen Anwohnerbeschwerden im Jahr 2019 auf den Hofmeisterparkplatz ausweichen mussten. Gemeinsam mit einigen Mitstreitern organisierte Mornhinweg damals über WhatsApp-Gruppen und andere Social-Media-Kanäle binnen kürzester Zeit spontane Protestaktionen. Woche für Woche pilgerten jeweils nach Konzertende bis zu 2000 Menschen von dem Möbelhaus zum Marktplatz, um friedlich – wenn auch ziemlich lautstark – dafür zu protestieren, dass Sindelfingen künftig wieder im Herzen der Stadt rocken darf.

Diverse Gerichtstermine vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart und eine Pandemie später, sind die Konzerte seit 2022 wieder zurück auf dem Marktplatz. Johannes Leichtle, der die Tribute-Bands an jeweils fünf Abenden in Sindelfingen sowie in Bietigheim, Kornwestheim, Eislingen und Leonberg auf die Bühne bringt, will dieses Thema am liebsten gar nicht mehr aufwärmen. „Wir haben lange gekämpft und sind gottfroh, dass wir eine Einigung erzielt haben“, betont er. Auch mit Rücksicht auf die Anwohner wolle er die Vergangenheit jetzt ruhen lassen.

Sehnsüchtig erwartetes Wiedersehen

So sieht das auch Jörg Mornhinweg, der dieses Jahr sehnsüchtig die Rückkehr von zwei ganz bestimmten Bands erwartet. Die eine heißt Mothership und spielt eine Musikrichtung, die er als Fan von Depeche Mode jahrelang nicht so wirklich auf dem Schirm hatte. „Mit Hardrock konnte ich vorher eigentlich wenig anfangen“, sagt er. Aber seit die italienische Tribute-Band vor sieben Jahren erstmals in Sindelfingen spielte, lasse ihn das Stromgitarrenfieber nicht mehr los.

Noch mehr aber freut sich Jörg Mornhinweg auf vier Herren aus Slowenien. Unter dem Namen Help! bringt diese Band den Sound der Beatles zurück. Noch heute schwärmt man in Sindelfingen davon, wie 2017 tausende Fans zu legendären Hits wie „Yesterday“, „Hey Jude“ oder „Yellow Submarine“ eine Riesenparty gefeiert haben. Auch Konzertorganisator Johannes Leichtle hat diesen Sindelfinger Auftritt als einen der besten überhaupt in Erinnerung. „Da stand in der ersten Reihe ein Zehnjähriger neben einem 80-Jährigen und beide haben gemeinsam aus voller Kehle mitgesungen“, denkt er an diesen Gänsehautmoment zurück.

Solche Momente soll es auch diesen Sommer wieder geben – diesmal mit einigen klanglichen Verbesserungen und organisatorischen Neuerungen. „Wir haben einen neuen Technikdienstleister. Das Publikum darf sich da auf einige Überraschungen freuen“, sagt Leichtle, aber noch nicht viel mehr.

Konzertorganisator könnte sich auch Helene-Fischer-Tribute vorstellen

Nur eins verspricht er schon jetzt: Er will weiter den Marktplatz rocken – auch wenn das nicht zwingend mit Rockmusik sein muss, wie vor zwei Jahren beispielsweise ein bejubeltes Konzert mit den Hits von Udo Jürgens gezeigt hat. Insofern könnte Johannes Leichtle sich durchaus auch einmal einen Helene-Fischer-Tribute vorstellen. Auch die Songs von Taylor Swift oder Lady Gaga wären für ihn in Zukunft denkbar.

Das wäre wohl ganz im Sinne von Jörg Mornhinweg. Der findet, dass es mehr Konzertangebote für junge Leute bräuchte. Schließlich ziele die Musik bei „Sindelfingen rockt“ ja eher auf ein Ü40- oder Ü50-Publikum ab. Johannes Leichtle ist das bewusst. Viel ändern will er daran nicht, denn mit dieser Zielgruppe gebe es eben auch keinen Stress. Gerade wegen des eher gesetzteren Publikums habe er in neun Jahren bei der Konzertreihe noch nie eine Prügelei erlebt. „Wenn wir um 22 Uhr Schluss machen und die ihre zwei, drei Bierchen im Kopf haben, gehen die friedlich nach Hause“ , sagt er.

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Zum Auftakt stehen die Hits des schwedischen Exportschlagers Roxette im Fokus. Rox spielt alles von „The Look“ bis „Listen to your heart“ und „Joyride“.

7. August
 Von „Land of Confusion“ bis „In the Air tonight“: True Collins zelebriert den Sound von Phil Collins und Genesis.

14. August
 Wenn Mothership auf dem Marktplatz landet, klettert das Publikum zu Led Zeppelins „Stairway to Heaven“ ganz nach oben.

21. August
 „The Show must go on“, wenn Queen Mania Freddie Mercury huldigt.

28. August
 „Yeah, yeah, yeah“: Vom Auftritt der Beatles-Tribute-Band Help! reden Fans noch heute. Bald sind sie „Back in Sifi“.

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