Mit Windgeschwindigkeiten bis zu fast 300 Kilometern pro Stunde hat der Sturm den Atlantik in Richtung Karibik durchpflügt, jetzt sucht er die ersten Inseln heim. Auf seinem weiteren Weg befinden sich dicht besiedelte Inseln wie Puerto Rico und Kuba.

St. John’s - Der kräftige Hurrikan „Irma“ hat die erste Insel in der nordöstlichen Karibik erreicht. Der Sturm der obersten Kategorie fünf traf am frühen Mittwochmorgen um 1.47 Uhr (Ortszeit) auf der Insel Barbuda auf Land, die zu den Kleinen Antillen gehört, wie der US-Wetterdienst mitteilte. Bewohner berichteten von einem Zusammenbruch der Telefonleitungen, als das Zentrum des Sturms über sie hinwegfegte und seinen Weg in Richtung Puerto Rico, der Dominikanischen Republik, Haiti und Kuba fortsetzte.

 

Der Nachbarinsel Antigua brachte „Irma“ heftigen Regen und peitschenden Wind. Trümmer flogen umher, während sich die Bewohner in ihren Häusern und von der Regierung bereitgestellten Unterkünften verschanzten. Wie auf Barbuda sind viele Gebäude auf Antigua nicht auf Betonfundamenten errichtet worden. Andere Häuser besitzen lediglich Dächer aus Holz.

Windgeschwindigkeiten bis zu 295 km/h

„Irma“ hatte sich am Dienstag zum stärksten Hurrikan entwickelt, der jemals über dem offenen Atlantik gemessen wurde. Nach Angaben des US-Hurrikanzentrums erreichte der Sturm Windgeschwindigkeiten von bis zu 295 Kilometern pro Stunde. Für einen oder zwei weitere Tage sollte er weiter ein Sturm der Kategorien vier oder fünf bleiben, seine stärksten Winde - für gewöhnlich diejenigen, die sich am dichtesten am Sturmzentrum befinden - sollten noch am Mittwoch nahe der nördlichen Jungferninseln und des US-Außengebietes Puerto Rico vorbeiziehen.

Der Ministerpräsident der Bahamas, Hubert Minnis, ordnete wegen des Hurrikans eine Evakuierung der sechs südlichen Inseln des Landes an. Der Sturm stelle eine gefährliche Bedrohung für die Inseln und deren Bewohner dar, sagte er. Die Menschen, die dort wohnten, sollten am Mittwoch in die Hauptstadt Nassau geflogen werden. Dabei handele es sich um die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte des Landes, sagte Minnis.

US-Präsident Donald Trump rief für Florida, Puerto Rico und die Amerikanischen Jungferninseln den Notstand aus. Die Erklärung erlaubte dem US-Heimatschutzministerium und der nationalen Koordinationsstelle für Katastrophenhilfe (Fema), in den betroffenen Gebieten mit der Koordinierung der Katastrophenhilfe zu beginnen. Es wird erwartet, dass „Irma“ am Wochenende Florida erreicht. Der Gouverneur des US-Außengebiets Puerto Rico, Ricardo Rosselló, warnte davor, dass der Sturm noch gefährlicher als Hurrikan „Harvey“ sei, der Teile von Texas verwüstet hatte.

Ungewöhnlich warmes Wasser im Atlantik

Eine ähnliche Stärke wie „Irma“ haben bisher nur vier andere Stürme im Atlantik erreicht, allerdings nur in dessen Randmeeren - dem Golf von Mexiko und dem Karibischen Meer. Gleich stark wie „Irma“ waren bisher ein Sturm auf den Florida Keys im Jahr 1935, Hurrikan „Gilbert“ 1988 und „Wilma“ im Jahr 2005. Hurrikan „Allen“ im Jahr 1980 kam sogar über die 300 Kilometer pro Stunde hinaus.

Der US-Wetterdienst teilte mit, Puerto Rico habe seit 1928 keinen Hurrikan der Stärke von „Irma“ erlebt. Damals starben durch „San Felipe“ in Guadeloupe, Puerto Rico und Florida insgesamt 2748 Menschen.

Weil in der Karibik und im Golf das Wasser wärmer ist, gewinnen tropische Wirbelstürme dort mehr an Kraft als auf dem eher kühlen, offenen Atlantik. In dieser Hurrikan-Saison ist das Wasser aber auch im Atlantik ungewöhnlich warm.