In Zuffenhausen lebte damals eine legendäre Szenepersönlichkeit: Johnny Kaputtgart. Er legte in der Discothek Oz als DJ Platten auf. „Heute ist er Familienvater und hat in Zuffenhausen Karriere gemacht“, sagt Steiner. Ein Punk der ersten Stunde sei auch Otto „Heillandsack“ aus Zuffenhausen gewesen. „Er zog mit der Band Krach herum oder traf sich in den besetzten Häusern mit den Jungs der Band Fliehende Ägypter und schrieb in kleinen Punk-Heftchen, den Fanzines, heftige Storys aus dem Stuttgarter Untergrund.“ Auch Fritz „Blitz“ Wagner kam aus Zuffenhausen: „Er war Bandleader der New Wave Band Fritz Blitz. Und Günther Zorn aus Zuffenhausen spielte bei der New Wave Band Partner der Welt. Zusammen mit Otto Ziegler und dem Stammheimer Eberhard Scholl spielte Zorn auch in der Beat- und Prä-Punkband Café Soft“, erinnert sich Steiner.

 

Punkbands spielen vor dem Stammheimer Gefängnis

In der Justizvollzugsanstalt Stammheim saßen damals auch einige Hausbesetzer und Punks in U-Haft. Vor dem Gefängnis gab es im Jahr 1981 ein Solidaritätskonzert. „Solidarische Punks der Bands Abenteuer unter Wasser und Agent Orange spielten auf einem Lastwagen vor dem Gefängnis“, berichtet der Buchautor. Eines der Bandmitglieder, das namentlich nicht genannt werden will, erinnert sich so: „Das war keine Spontanaktion, wir mussten alles anmelden. Wir befanden uns dort ja in einem Hochsicherheitsbereich.“ Etwa 300 bis 400 Leute seien zu dem Konzert gekommen. „Die Stimmung draußen wie drinnen war toll, viele Knackis haben Laken herausgehängt oder mit Handtücher gewunken. Respekt hatten wir auch für die Polizei, ganz ehrlich, die alles gesichert hat, und die Justizvollzugsbeamten. Denn das Konzert und die Veranstaltung dauerten alles in allem fast drei Stunden.“

Unschön seien aber die Wochen danach verlaufen, sagt eines der Bandmitglieder von Abenteuer unter Wasser. „Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat das Ganze und vor allem den Flyer „Power durch die Mauer“ als Werbeveranstaltung für die RAF umgedeutet und sowohl die Druckerei als auch einzelne Personen verfolgt.“ Ein Drucker sei festgenommen worden, sei in U-Haft gekommen und habe eine mehrjährige Haftstrafe wegen angeblicher Unterstützung einer kriminellen Vereinigung verbüßen müssen. „Das war eben auch typisch für die Zeit, die Sondergesetzgebung bezüglich des RAF-Terrorismus und die sich daraus ergebenden Konsequenzen mit rigorosen Urteile und Haftstrafen“, sagt der damalige Punk-Musiker.