Im Cannstatter Club Zollamt steht am Samstage ein "Punk Rock Special" an - mit Livemusik von Schmutzki, Grillen und freiem Eintritt für Kinder. Wie real kann das sein? Schmutzki finden, ja - und verraten, dass ihre erste Platte beim Label Four Music im November kommen soll.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Punkrock, das war mal was für den Landespavillon oder für den Z-Club. Seitdem diese Locations wegen Stuttgart 21 abgerissen wurden, sucht die Szene nach neuen Spielstätten.

 

Im Bad Cannstatter Club Zollamt hat sie so eine Spielstätte gefunden - zumindest einen Sommersamstag lang. "Summer is calling - Punk Rock Special" nennt sich das von Thorsten Schwämmle und dessen Agentur Karachoo veranstaltete Event, dem drei weitere Specials zu den Themen "Mexico", "Balkan" und "Rock'n'Roll". Am Samstag gibt es aber Punk Rock unter anderem mit der Stuttgarter Band Schmutzki. Beginn ist um 14 Uhr, es wird gegrillt, Tischtennisplatten stehen rum und es gibt Eis. Und: Kinder haben freien Eintritt.

Moment mal, Punk im Zollamt? Mit Freibadatmosphäre? Ja, sagt Schwämmle. "Geplant ist ein gemeinsamer Sommertag. Nachts feiern kann ja jeder, es soll mehr Richtung Happening gehen." Sogar Fußballgucken stehe auf dem Programm, der schöne Zollamt-Biergarten habe ihn inspiriert, sagt Schwämmle und lacht: "Leider konnte ich keinen großen Pool auftreiben, aber vielleicht stelle ich ein paar kleine Schwimmbecken auf."

Auch Punks wollen mal Sonne sehen

Punkrock als Familienevent - das ist neu. Findet Punk nicht in irgendwelchen abgerockten Kellergewölben statt? Fühlt sich der gemeine Punk nicht eher an den abseitigen Orten wohl, an Plätzen mit möglichst wenig Tageslicht? Ist Punkrock, samstagnachmittags um zwei im Zollamt, noch real?

"Punk bezeichnet hier lediglich den Musikstil mit deutschen Texten und Gitarren", sagt Veranstalter Thorsten Schwämmle. Der DJ Akoe werde "Punk-Sommerhits" auflegen. "Und in seinem tiefsten Inneren will doch auch der Punk Sonnenbaden und Tischtennis spielen", findet Schwämmle.

Weil der als Veranstalter sowas natürlich sagen muss, haben wir bei einer von zwei Bands des Nachmittags nachgefragt, bei Schmutzki. Gesprächsbedarf gibt es auch deshalb, weil die Band jüngst einen Plattenvertrag bei Four Music unterschrieben und ein Foto aus dem Studio gepostet hat. Wir haben uns mit Schlagzeuger Flo Hagmüller unterhalten: 

Samstagnachmittag ist nicht die normale Zeit, um Punk zu hören, oder?
Wieso? Uns erinnert das doch schwer an die guten alten Zeiten, als man mit 14 Skateboard fahrend, kiffend und eben Punkrock hörend irgendwo einen öffentlichen Platz sozial verunreinigt hat. Das war doch schön!

Wie muss man sich den Ablauf des Punk-Tags im Zollamt vorstellen?
Wir sind natürlich selbst gespannt! Aber wenn man sich das Programm ansieht, was der gute Karachoo (Veranstalter Thorsten Schwämmle, d. Red.) da kredenzt hat, kann man sich sicherlich auf einen herrlich zeitverschwenderischen Nachmittag freuen!

Wie arg Punkrock wird das denn? Kinder kommen gratis rein ...
Dafür müsste man erstmal fragen, was Punkrock jetzt genau bedeutet ... Für uns heißt das ja unter anderem, dass man sein kann, was und wer man will (ausser Nazi), und sich nicht kümmert, was andere über einen denken. Ich denke, die Message ist in unserer Angst- und Leistungsgesellschaft nicht die schlechteste - auch für die Kids.

Wie oft seid ihr denn als Besucher im Zollamt? Eigentlich ist das ein Laden für elektronische Musik und Urban-Art-Ausstellungen ...
Leider viel zu wenig bisher. Aber es ist ein Spot, den wir jetzt auch als Nicht-E-Mucke-Fanatiker für uns entdecken ... Dass die Location Zollamt ziemlich cool ist, war uns aber schon seit langem bekannt.

Jetzt noch ein bisschen weg von dem konkreten Event. Im Mai habt ihr einen Plattenvertag bei Four Music unterschrieben. Was ist seither in Sachen Rockbiz bei euch passiert?
Erstmal gar nicht so viel, wie man vielleicht denken mag. In erster Linie hat uns diese neue Konstellation sehr viele neue Baustellen eingebracht, haha! Nein im Ernst: Wir stehen immer noch weit am Anfang und haben jetzt das Glück, mit coolen Leuten, die unsere Band gut finden, an der Sache zu feilen. Das ist eine Chance, die wir unbedingt nutzen wollen. Trotzdem geht es erstmal weiter in vielen kleinen Schritten und macht uns vor allem einen richtigen scheißgroßen Haufen Arbeit! Aber es ist natürlich auch geil zu sehen, dass es voran geht und vielleicht können wir ja demnächst ein paar gute Neuigkeiten verkünden ...

Auf Facebook findet sich ein recht junges Foto aus dem Studio. Das heißt, bald darf mit der ersten "richtigen" Veröffentlichung gerechnet werden? Gibt es schon einen Termin, Namen, ...?
Wir planen im Moment, irgendwann im November eine EP rauszuhauen. Darauf werden sich einige altbekannte Lieder wiederfinden, aber auch ein paar neue Tracks, die wir momentan schon live spielen. Parallel werden wir jedoch im Herbst / Winter richtig lange im Studio rumhängen, um da unser erstes Album aufzunehmen. Das wird dann irgendwann im Frühjahr 2015 folgen. Wir sind natürlich super aufgeregt und freuen uns total darauf, zum ersten Mal in unserem Leben so eine richtige Platte machen zu dürfen.

Wo geht's musikalisch mit euch hin? Mehr Punk, mehr Pop, mehr sonstwas?
Aus unserer Sicht haben wir da ja schon eine ganz gute Balance gefunden. Unser Ziel ist natürlich, hier anzuknüpfen und einfach geile Musik zu machen, die Punkrock wieder mehr Leuten nahebringt. Wir glauben einfach total an diese Mucke und wollen uns unbedingt die Einfachheit, Inbrunst und Kraft bewahren, die Punkrock für uns in sich trägt. Gleichzeitig müssen wir keiner Szene beweisen, dass wir jetzt die Vorzeigepunks sind. Für uns war es immer wichtig, die ganz "normalen" Leute anzusprechen und denen eine gute Zeit zu bereiten. Im Hinblick auf unser Album haben wir uns aber vorgenommen, diesen Menschen auch noch viel stärker unsere Message an die Hand zu geben: Sei wie du bist, mach was draus, aber sei kein Arschloch und vor allem: nimm dich bitte nicht zu ernst!


Das sind doch zwei reelle Aussagen. Denn die EP war ursprünglich für September angekündigt. Aber kleine Verspätungen gehören zum "keep it real" eben dazu. Und: "Ganz nah am Publikum auf einer kleinen, charmanten Holzbühne" würden Schmutzki auftreten, verspricht Veranstalter Thorsten Schwämmle.

Wer jetzt noch zehn Euro fürs Ticket übrig hat oder glaubwürdig nachweisen kann, dass er noch ein Kind ist, kann sich das anschauen. Beginn ist am Samstag um 14 Uhr im Club Zollamt, Frachtstraße 25, Stuttgart-Bad Cannstatt. Ein paar Infos gibt es auch auf der Zollamt-Website.