Die Heartbreakers waren in den Siebzigern die wildeste Punkband New Yorks. Walter Lure hat die heftige Heroinphase überstanden und konnte davon noch lange erzählen. Auch an der Wall Street.

New York - An der Wall Street kannte man Walter Lure als erfolgreichen Börsenmakler. Nach Feierabend aber schnallte sich der Profitsurfer des Kapitalismus die Gitarre um und legte mit der Band The Waldos klassischen Schrabbelrock hin, der Trump-Freunden Löcher in die US-Flagge beizen konnte. Ein Widerspruch? Gewiss, aber niemand wusste besser als der nun im Alter von 71 Jahren verstorbene Lure, dass Punk von Anfang an ein Bündel Widersprüche war. Die Band The Heartbreakers, in der Lure einst spielte, mischte Mitte der Siebziger die New Yorker Clubs auf. Keine kam wilder rüber, und tatsächlich waren die Heartbreakers so auf die Liveatmosphäre geeicht, dass sie im Aufnahmestudio nichts hinbekamen.

 

Das war aber kein natürlicher Schutz gegen die Gefahren des Musikgeschäfts. Ego-Allüren und Eitelkeiten fraßen sich durch die Band, der Sänger Richard Hell knallte so durch, dass die anderen ihn hinausdrängten. Lure war vom Rhythm & Blues geprägt, wie alle Heartbreakers war er technisch viel besser als es das rohe Schlichtheit fordernde Punk-Ideal wollte. Voll dem Klischee entsprach dagegen der Drogenkult der Band: Sie wankten so heroinbedröhnt auf die Bühne, dass man sich an ihren Schweißtropfen eine Überdosis holen konnte. Lure hat über den ganzen Wahnsinn später ein erhellendes Buch geschrieben: „To Hell and back“.