Punkrock im Stuttgarter Wizemann Schneller feiern mit Feine Sahne Fischfilet

Im Partymodus: Feine Sahne Fischfilet haben im Wizemann für 1200 Fans einen hochprozentigen Cocktail aus Wut, Spaß und Haltung gemixt.
Stuttgart - Von Broilers bis Karies: So viel Punk war schon lange nicht mehr in der deutschen Musikszene. Doch was ist das, was da unter der Oberfläche blubbert: ein wirklich explosives Gemisch aus Wut und Frust? Oder nur Fun-Punk 4.0 – die musikalische Kohlensäure im Feierabendbier des Anti-Establishments sozusagen? Wie nah beides manchmal beieinander liegt, zeigen derzeit Feine Sahne Fischfilet.
Klatschende Hände und ausgestreckte Mittelfinger
Kampftrinker-Hymnen wie „Alles auf Rausch“ hat das Sextett aus Mecklenburg-Vorpommern ebenso im Angebot wie resolut-nachdenkliche Songs, in denen Persönliches auf Politisches trifft: „Suruc“ handelt von einem hautnah erlebten Selbstmordattentat des IS; „Angst frisst Seele auf“ ist ein beherzter Konter auf die Todesdrohung einer Naziband gegen eine Thüringer Landtagsabgeordnete der Linken. Beim Konzert im ausverkauften Wizemann gibt es folgerichtig klatschende Hände ebenso zu besichtigen wie ausgestreckte Mittelfinger.
Von der ersten Sekunde an agiert die Truppe um Sänger Jan „Monchi“ Gorkow dabei im Partymodus. Bier und Schweiß fließen bei den eintausendzweihundert Fans in Strömen, eifrig wird ein über den Köpfen des Publikums kreisendes Gummischlauchboot geentert oder aus einer fahrbaren Tanke Freischnaps Marke „Pfeffi“ abgezapft. Oben auf der Bühne verleihen derweil vor allem Jacobus North und Max Bobzin mit ihren Hochgeschwindigkeitstrompeten einem eher konventionellen Mix aus Punk und Ska den nötigen Bläser-Pfiff.
Grenzgang zwischen Feiern, Denken und Fühlen
Und ja: Auch bei Feine Sahne Fischfilet wird nicht aus jedem „Wohoho“-Chor eine große Popmelodie. Aber Songs wie „Zuhause“ oder „Voll im Arsch“ funktionieren auch im Wizemann als zackige Gassenhauer über Freundschaft, Heimatgefühle jenseits von Nationalismus und Ausgrenzung oder einen Zustand zwischen Leere und Orientierungslosigkeit. Damit Pogo und Politik Hand in Hand gehen, wird manche Botschaft zwar auf ein eher simples Niveau heruntergebrochen, dennoch gelingt Feine Sahne Fischfilet ein passabler Grenzgang zwischen Feiern, Denken und Fühlen – und ein Abend, an dem die „Punk’s not Dead“-T-Shirts mal wieder mit Würde getragen werden konnten.
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