Kinder kommen zu ihnen, aber noch mehr Erwachsene, die ein Stück Kindheit retten wollen: Ute und Günter Geier leben als Puppendoktoren davon, Kuscheltiere zu reparieren.

Stuttgart - Am Freitag sind sie schon dagewesen – heute sind die Puppen- und Bärendoktoren noch mal in Feuerbach zu Gast. Ute und Günter Geier kümmern sich um die kleinen und großen Verletzungen von geliebten Kuscheltieren und historischen Puppen. Gemeinsam fahren sie jede Woche von Stadt zu Stadt und machen dabei Kinder, aber oft auch Erwachsene glücklich.

 

Bei vielen ist es ein Bär. Bei manchen auch ein Löwe, eine Maus, ein Außerirdischer namens Alf oder eine Giraffe. Kuscheltiere gibt es in jeder Farbe und Form – und hat ein Kind sie erst mal lieb gewonnen, passt kein Blatt Papier mehr zwischen das Kind und seinen kuscheligen Freund. „Unseren Kunden geht es meist um einen emotionalen Wert“, erklärt Ute Geier. Die Stofftiere sind oft Geschenke, Erinnerungen an die Kindheit, die nicht austauschbar sind. Nicht selten haben die Besitzer ihre Puppen und Bären schon von Geburt an – und das sieht man mittlerweile.

Günter Geier macht das Geschäft seit 50 Jahren

Ute Geier sitzt an einem kleinen Tisch im E-Center Feuerbach. Neben rosafarbenen Flugblättern, die sie als Puppen- und Bärendoktor ausweisen, sitzt eine Horde kleiner Puppen. Vor 50 Jahren hat ihr Mann Günter das Geschäft gegründet, und vor rund 25 Jahren stieg sie mit ein. Wenn das Ehepaar in der Stadt ist, strömen die Patienten aus allen Schubladen herbei.

„Viele Leute rennen auch schnell noch mal heim und holen ihre Puppe, wenn sie einkaufen waren.“ Anders, als man vermuten mag, sind die Kunden häufiger Erwachsene als Kinder. Zum Teil, weil sie ein Stück ihrer Kindheit durch Ute Geiers Hände retten wollen, zum Teil weil sie Sammler teurer und besonderer Puppen sind. Kinder werden es hingegen immer weniger. „Die Technik läuft dem Kuscheltier so langsam den Rang ab“, meint Geier.

Die häufigste Alterserscheinung der Patienten, die selbst die schlimmste Behandlung noch breit grinsend hinnehmen, sind ausgeleierte Gummibänder. Nach einer gewissen Zeit seien diese einfach nicht mehr elastisch genug. Außerdem müssen Ute und Günter Geier oft neue Haare oder Perücken annähen, wenn Kinder bei ihren Kuscheltieren die Schere angesetzt haben. „Die wachsen ja schon wieder nach, denken die dann“, erzählt die 61-Jährige und lacht.

Die Füllung ist fast ganz verschwunden

Auf dem Tisch vor ihr hat eine kleine Puppe Platz genommen. Ihr fehlen die Füße, und auch die Füllung des Bauchs und der Glieder ist fast komplett verschwunden. „Wir haben neue Füße in unserem Lager“, ist sich Geier sicher. Heute bekommen sie die Ersatzteile im Internet, früher mussten sie dafür noch auf Flohmärkten stöbern. Außerdem besitzen sie gute Kontakte zu Herstellern und Verkäufern.

Werden zum Beispiel bereits beschädigte Puppen in einen Laden geliefert, verwerten die Puppendoktoren die Einzelteile als Ersatzteile. Daraus folgt aber auch ein kleines Platzproblem, wie Ute Geier feststellt: „Unser ganzer Keller ist voll damit.“

Neben „abgeliebten“ Kuscheltieren, wie Geier die Abnutzung liebevoll nennt, landen echte Raritäten beim ihnen. Je nach Hersteller, Alter und Seltenheit können Puppen heute vierstellige Beträge einbringen. Die wertvollste Puppe, die Günter Geier bisher in die Hände gefallen ist, das Kaiserbaby, war gar bis zu 6000 Euro wert.