Tausende Kinder sind mit Puppenfilmen wie „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ oder „Der starke Wanja“ aufgewachsen. Ihr Schöpfer war Albrecht Roser, ein Meister des Figurentheaters und Pionier des Puppenfilms. Ihm ist eine Sonderausstellung gewidmet.
Remshalden - Es ist so etwas wie eine kleine Abschiedsgala. Die Figuren des großen Puppenspielmeisters Albrecht Roser zeigen sich ein letztes Mal in Buoch, bevor sie endgültig in Kisten verpackt und dem Museum für PuppentheaterKultur in Bad Kreuznach überlassen werden. Dort ist bereits ein Großteil seines Vermächtnisses gelandet. Aber immer noch lagerten in seinem Atelierhaus unzählige Figuren, Entwürfe, Skizzen, Filmkulissen. „Ich musste das Studio leeren, alles durchsehen und sortieren“, erzählt seine langjährige Assistentin Ingrid Höfer. Denn sechs Jahre nach dem Tod von Albrecht Roser möchte nun einer der Söhne in das Haus ziehen.
Roser baute sich sein eigenes Filmstudio
Bei den Ausräumarbeiten kam Ingrid Höfer der Gedanke, ein Teil des Materials im Museum im Hirsch zu zeigen. Dort hatte man die Idee auch schon gehabt, „denn Albrecht Roser war stark in Buoch verankert“, erzählt Christel Fezer, die Vorsitzende des Heimatvereins. Bereits seine Eltern hatten ein Haus in Buoch, er selbst baute sich direkt daneben sein Atelierhaus mit Werkstatt und sogar dem eigenen Filmstudio.
Unzählige seiner berühmten Puppenfilme sind direkt in Buoch entstanden. Hauptgrund, warum sich die Ausstellung aber auf sein filmisches Schaffen konzentriert, ist der begrenzte Platz im Museums. „Großinszenierungen könnte ich gar nicht aufbauen“, erzählt Ingrid Höfer.
Einen Blick auf seine Paradefigur, den Clown Gustaf, wird es deswegen nicht geben – zumal Gustaf bereits nach Bad Kreuznach umgezogen ist. Dafür werden die Besucher von einer ebenso beliebten Figur empfangen: der strickenden Oma aus Stuttgart.
Der starke Wanja war der erste in Buoch gedrehte Film
Ein Großteil der Ausstellung widmet sich dann dem starken Wanja, gedreht im Jahr 1967. „Das war der erste Film im neu gebauten Studio, das gerade rechtzeitig vor den Dreharbeiten fertig geworden ist“, erinnert sich Ingrid Höfer, die mehr als 40 Jahre lang an der Seite von Albrecht Roser gearbeitet hat. Eine Besonderheit ist die Verfilmung der Geschichte von Otfried Preußler aber noch aus einem anderen Grund. „Roser hat alle Figuren selbst gemacht und seine Papiermethode für den ganzen Film angewendet“, erzählt Ingrid Höfer. Die flachen Hintergrundfiguren, das Bühnenbild und natürlich die Marionetten – alles stamme aus seiner Hand.
Wie seine Papiermethode funktioniert, auch das wird in der Ausstellung erläutert. Schritt für Schritt wird dargestellt, wie aus einem einfachen Stück Papier ein ausdruckstarkes Gesicht wird. Beim genauen Hinsehen ist kaum zu glauben, dass die zahnlos grinsende Oma am Gartenzaun, der würdevolle König, der grimmige Krieger – das all diese Gesichter nicht geschnitzt sind, sondern ein Produkt aus gerundetem, gefalteten Papier.
Zeichnungen und Entwürfe zu Kinderklassikern
Originialskizzen und -entwürfe sowie Bilder vom Set sind zudem vom Kinderklassiker „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ zu sehen, der Anfang der 1970er Jahre gefilmt wurde. „Ich habe beim Ausräumen viele Zeichnungen gefunden, die die Ausstellung bereichern. Er hat alles sehr sorgfältig aufgehoben und beschriftet“, sagt Ingrid Höfer. Einen Einblick bekommen die Besucher aber auch in die Experimentierfilme, die Albrecht Roser mit einem Puppenspielerteam gedreht hat. Aus dem Film „Der dritte Ton“ stammt das zauberhafte Fantasiewesen Hondebott, dem ebenfalls zwei Vitrinen gewidmet sind.
Ingrid Höfer hofft, dass nicht nur Menschen zur Ausstellung kommen, die mit Albrecht Rosers Figuren aufgewachsen sind. „Es wäre schön, wenn die Ausstellung andere Leute dazu anregen würde, seine Ideen und Methoden weiterzuentwickeln“, sagt sie, für die mit der Studioräumung endgültig ein Kapitel zu Ende geht. „Aber es wurde auch Zeit für einen Abschied. Immerhin werde ich in wenigen Tagen 80 Jahre alt.“ Und ganz wird sie die Kunst von Albrecht Roser nicht loslassen: „Ich arbeite immer noch an einem Fachbuch, das er zu Lebzeiten angefangen hat.“