Die Q-Galerie in Schorndorf hat ein neues Führungsangebot: Die Eltern können etwas über die Kunstwerke erfahren – und ihr Nachwuchs darf diese auf ganz neue Art entdecken. Wie „Kunst und Pause“ ankommt:

Schorndorf - Moses krabbelt durch das Innere der „Wurmlöcher“. Das Kunstwerk besteht aus einem riesigen wurmstichigen Holzstamm, in die der Bildhauer Thomas Kühnapfel ein Loch hinein gebohrt hat. Das Werk lädt dazu ein, sich Gedanken darüber zu machen, wo wir herkommen, wo wir hingehen, verschiedene Perspektiven einzunehmen – so wie der kleine Moses. „Das mit dem Durchkrabbeln würde man eigentlich gerne selbst machen“, sagt seine Mutter Carina Dittrich und lacht.

 

Sie ist mit ihrem Sohn das erste Mal zu Gast bei „Kunst und Pause“, dem neuen Führungsangebot in der Schorndorfer Q-Galerie. Die Idee: Eltern können die aktuelle Ausstellung besuchen und ihren Nachwuchs mitbringen. Das Format hat Stefanie Grünes von ihrer früheren Arbeitsstelle in Köln mitgebracht: „Wir hatten dort Projekte für junge Kunstfreunde und haben festgestellt, dass diese Zielgruppe wegbricht, sobald sie Familien gründen“, erzählt die Geschäftsführerin des Schorndorfer Kulturforums.

Niemand muss sich hier für sein Kind entschuldigen

Mit der speziellen Führung will man ein jüngeres Publikum erhalten beziehungsweise gewinnen – und zugleich den frischgebackenen Eltern etwas Gutes tun: „Das ist die Zeit, in der sich alles ums Kind dreht, man selbst in den Hintergrund tritt. Wir möchten, dass die Eltern auch neuen Input für sich, für ihren Kopf bekommen.“

Im Sommer hatte das Kulturforum erst Skulpturenrundgänge mit dem Kinderwagen angeboten, seit November finden einmal im Monat die „Kunst und Pause“-Führungen statt. Das Konzept scheint anzukommen: An diesem Mittwochmorgen entdecken acht Kinder mit ihren Müttern, einem Vater sowie einer Oma die Q-Galerie, einige sind Wiederholungstäter. „Das ist mal etwas anderes als der Babyalltag. Ich war zwar auch schon bei einer normalen Führung, aber da hatte ich das Gefühl, ich muss mich für mein Kind entschuldigen“, sagt Reka Horvath-Rudersdorf. Ihre Tochter Jara tapst derweil zu der riesigen, tonnenschweren Stahlskulptur, zeigt staunend mit ihrem Zeigefinger auf ihr Spiegelbild, das auf dem polierten Material zu sehen ist. „Ihr könnt durchlaufen, mal schauen, wie die Skulptur auf euch wirkt“, sagt Katharina Stopper.

Infos für Eltern, Spielspaß für Kinder

Die Kunsthistorikerin führt die Eltern durch die Ausstellung – und kann sich gut in die Bedürfnisse einfühlen: Sie hat selbst ihre anderthalbjährige Tochter Clara samt Oma dabei. „Ich möchte den Eltern Infos über den Künstler und die Kunstwerke geben. Aber ich mache mir auch immer Gedanken darüber, was die Kinder machen können“, sagt die Schorndorferin, der es wichtig ist, dass die Führung kein Vortrag, sondern eher ein Dialog ist.

Sie erläutert den Eltern, wie der Künstler seine Stahlskulpturen mittels Luft- und Wasserdruck herstellt, nebenher macht die Rasselbande Kletterübungen an einer kleinen Treppe. Das kommt gut an: „Ich finde es toll, dass die Führung so flexibel ist. Wenn es einen festen Plan gibt, und man immer schauen muss, dass man mit Kind hinterherkommt, dann kann man es nicht genießen“, sagt Franziska Weingand. Als perfekte Symbiose empfindet auch Julia Heidrich das neue Format: „Und ich muss mir keine Gedanken um eine Betreuung machen, das ist toll“, sagt sie.Am 1. April lädt die Q-Galerie das nächste Mal zu „Kunst+Pause“.

Führung für Eltern mit Babies

Die Führung beginnt um 10 Uhr und endet mit der Möglichkeit, sich bei Kaffee und Butterbrezel auszutauschen. Der Eintritt kostet fünf Euro. Weitere Infos zum Begleitprogramm gibt es im Internet.