In einer Feierstunde bei der Industrie- und Handelskammer wurde mehr als 30 Frauen und Männern mit einer Urkunde bestätigt, dass ihre ausländischen Berufsabschlüsse den deutschen gleichwertig und anerkannt sind.

Stuttgart - Seit Salomi Poimenido ihren griechischen Berufsabschluss als Bürokauffrau hat anerkennen lassen, geht es ihr besser. Als sie 2012 wegen der Krise nach Stuttgart kam, wurde sie nach einer Tätigkeit in einer Metallfirma arbeitslos, bis ihr eine Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit zur Anerkennung riet. Nun arbeitet Poimenido in einem Kaufhaus in der Verwaltung. „Ich ließ die Papiere aus meinem Heimatland einfach übersetzen“, beschrieb sie das Prozedere nun in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart am Montagabend bei einer Feierstunde unter dem Motto „Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse schafft Perspektiven“. Mehr als 30 Männer und Frauen waren gekommen, um von IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter ihre Urkunden entgegenzunehmen, mit denen ihre ausländische Berufsqualifikation als gleichwertig mit deutschen Ausbildungsberufen wie Hotelfachfrau, Koch oder Büromanager anerkannt wurden.

 

Qualifizierte Fachkräfte werden händeringend gesucht

„Die regionale Wirtschaft sucht händeringend nach gut qualifizierten Fachkräften“, so Richter. Diese Anerkennung sei wichtig für ein Land wie Baden-Württemberg, dessen Exportquote über 60 Prozent liege. „Manche Firmen machen 95 Prozent ihres Umsatzes im Ausland. Die Absolventen haben interkulturelle und sprachliche Kompetenzen, das Wissen und den Abschluss ihres Heimatlandes sowie das Verständnis für Deutschland.“ Die IHK Region Stuttgart helfe hier als Ansprechpartnerin und Beratungsstelle für Industrie- und Handelsberufe. Auch Gari Pavkovic, Stuttgarts Leiter der Abteilung Integration, betonte, dass viel zu lange Menschen aus anderen Ländern ihre Talente nicht haben einsetzen können und unter ihrer Qualifikation arbeiten mussten.

Die IHK-FOSA ist zentral für die Anerkennung zuständig

Seit April 2012 haben ausländische Fachkräfte auf Basis des Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes (BQFG) das Recht, prüfen zu lassen, ob ihre im Ausland erworbenen Berufsabschlüsse gleichwertig sind. „Dafür wird der Abschluss mit einem Referenzberuf verglichen, 250 Ausbildungsberufe fallen darunter, drei Monate dauert das Verfahren“, so Stephan Treu von der IHK-FOSA in Nürnberg, die zentral in Deutschland für die Anerkennung zuständig ist. FOSA steht für Foreign Skills Approval. Seit Inkrafttreten des BQFG gingen dort mehr als über 12 000 Anträge ein, 500 Anträge aus der Region Stuttgart. Davon erhielten bis Mitte Dezember 241 Bescheide über vollständige Gleichwertigkeit, in 136 Fällen gab es eine teilweise Gleichwertigkeit. „Sie können innerhalb von fünf Jahren mit Weiterbildung oder Berufserfahrung wesentliche Unterschiede ausgleichen und Folgeanträge zur vollen Gleichwertigkeit stellen“, so Treu.