An der Wall Street zeigen die großen amerikanischen IT-Konzerne wie jetzt Amazon bei der Präsentation der Quartalszahlen ihre ungebrochene Dominanz. Selbst die aktuellen Börsenverlierer stehen nicht schlecht da, schreibt StZ-Redakteur Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Um 65 Milliarden Dollar, also 59 Milliarden Euro ist der Börsenwert von Google nach der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen nach oben geschnellt – ein Zuwachs von 16,3 Prozent. Amazons Kursprung von 17 Prozent binnen eines Tages reichte immerhin für einen Anstieg des Firmenwerts um 40 Milliarden Dollar. Dafür genügte die Tatsache, dass der Online-Versender überhaupt schwarze Zahlen präsentierte, nämlich einen relativ mickrigen Quartalsgewinn von 92 Millionen Dollar (84 Millionen Euro).

 

Doch im großen IT-Casino ging es bei der Präsentation der aktuellen Quartalszahlen in den vergangenen Tagen teilweise auch kräftig abwärts. Apple verlor binnen Stunden einmal 60 Milliarden Dollar an Börsenwert. Die Marktkapitalisierung von Microsoft ging wegen der Folgekosten des Nokia-Desasters binnen eines Börsentages immerhin um 15 Milliarden Dollar zurück. Das Wall Street Journal hat ausgerechnet, dass mehr als die Hälfte des Kursanstiegs an der Wall Street in diesem Jahr allein von der Entwicklung der IT-Schwergewichte Amazon, Apple und Google getrieben war. Das ist ein Beleg dafür, wie luftig die Visionen und Erwartungen in diesem Bereich sind. Gesund ist das auf Dauer nicht.

Doch wer genauer hinblickt, der entdeckt auch, dass die IT-Giganten Erstaunliches leisten – und das sind nicht nur diejenigen, die gerade auf der Sonnenseite der Börse stehen. Trotz ihrer gewaltigen Größe erfinden sie sich immer wieder neu. Amazon beispielsweise verdankt sein Plus dem oft im Schatten stehenden Cloud-Geschäft. Hier betreibt der Online-Versender zurzeit eine aggressive Preispolitik. Google wurde für Fortschritte bei der Werbung auf Mobilgeräten belohnt. Bei Apple sind die Investoren derart verwöhnt, dass auch ein Gewinnplus von 38 Prozent als Enttäuschung gilt.

Selbst der scheinbare Verlierer Microsoft hat Produkte und Ideen in der Pipeline, die der Garant zukünftiger Stärke sein können. Der oft schon niedergeschriebene Konzern hat in einigen zukunftsträchtigen Bereichen, etwa dem Cloud-Geschäft oder bei Tablets deutlich besser Fuß gefasst. Deutschland und Europa könnten sich manchmal wünschen, Zukunftsfirmen mit solchen „Problemen“ zu haben.