Apple-Chef Tim Cook hat angekündigt, dass Apple mehr Aktien zurückkaufen will als bisher geplant. Damit will das Unternehmen nicht nur die Börse zufriedenstellen, sondern auch das Vertrauen in die eigene Zukunft untermauern.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Der US-Elektronikriese Apple versucht seine in den vergangenen Monaten durch die Kursentwicklung enttäuschten Aktionäre bei Laune zu halten. Bei der Vorstellung der neuesten Quartalszahlen hat Apple-Chef Tim Cook angekündigt, dass das Unternehmen sein bereits angekündigtes Rückkaufprogramm für eigene Aktien deutlich von 60 auf 90 Milliarden Dollar aufstocken will. Zusammen mit angekündigten Dividendenerhöhungen wird Apple damit bis zum Jahr 2015 insgesamt 130 Milliarden Dollar (94 Milliarden Euro) an seine Anteilseigner ausschütten. Um die Zahlung an der US-Steuer vorbei organisieren zu können wird Apple zur Finanzierung Schulden aufnehmen und nicht seine Barmittel von zurzeit rund 160 Milliarden Dollar angreifen, die sonst teilweise aus dem Ausland steuerpflichtig zurückgeholt werden müssten.

 

Mit einem Aktiensplit will Apple zudem seine zurzeit je Stück rund 565 Dollar teuren Anteilscheine optisch günstiger machen. Aus einer Aktie werden sieben, die in kleiner Stückelung leichter gehandelt werden können. Der Börsenwert wird davon nicht beeinflusst. Seit 34 Jahren hat keine im 500 Einzelwerte umfassenden Wall-Street-Index S&P 500 vertretene Firma einen so großen Schnitt gemacht.

„Das sollte zeigen, welches Vertrauen wir in die Zukunft der Firma haben“, sagte der Firmenchef Cook dem „Wall Street Journal“. Aktienrückkäufe gelten aber auch als Indiz dafür, dass es an Innovationen oder Übernahmekandidaten fehlt, für die das Geld sinnvoller ausgegeben werden könnte. Das US-Unternehmen, dessen Aktie in den vergangenen Monaten etwa hinter der Entwicklung bei Google hinterherhinkte, reagiert damit auch auf den Druck von US-Großinvestoren wie dem Milliardär Carl Icahn, der in den vergangenen Monaten mehrfach gefordert hat, die Anteilseigner stärker an den weiterhin stark sprudelnden Gewinnen zu beteiligen. „Wir glauben weiterhin, dass Apple-Aktien bedeutend unterbewertet sind“, sagte Icahn, der einen deutlich aggressiveren Rückkauf gefordert hatte, in einer Twitter-Nachricht: „Viele Analysten verstehen die Firma nicht.“ Da der Beschluss begleitet war von Quartalszahlen, welche die Erwartungen der Börse übertrafen, schoss die Apple-Aktie am Donnerstag zeitweise um mehr als acht Prozent nach oben.

Die Investoren warten auf Innovationen

Apple steht seit Längerem unter Druck, weil das Unternehmen seit Erscheinen des iPad keine großen Innovationen auf den Markt gebracht hat. Die für ihre Geheimniskrämerei bekannte Firma hat noch für dieses Jahr relativ vage neue Produkte angekündigt. Man will nun aber ungeduldige Aktionäre schon anderweitig ruhig stellen.

Trotz einiger Schwächen, etwa rückläufiger Tablet-Verkäufe, haben die aktuellen Quartalszahlen positiv überrascht – unter anderem das Gewinnwachstum von sieben Prozent. Insbesondere der chinesische Markt, auf dem Apple im vergangenen Dezember eine Partnerschaft mit dem größten Mobilfunkunternehmen China Mobile eingegangen ist, entwickelte sich günstig. Tim Cook nannte neben Märkten wie Vietnam, Brasilien und Indien auch Länder wie Deutschland, Frankreich und die USA, auf denen Apple Marktanteile gewonnen habe. Apple müsse keine spektakulären Schlagzeilen machen, um sich solide zu entwickeln, sagte Cook: „Wir haben weder den ersten MP-3-Spieler noch das erste Smartphone noch den ersten Tabletcomputer ausgeliefert“, sagte er: „Aber wir haben den ersten erfolgreichen und modernen Tabletcomputer, das erste erfolgreiche und moderne Smartphone und den ersten erfolgreichen und modernen MP3-Spieler an den Mann gebracht.“

Der Apple-Chef nannte insbesondere die Übernahmen der vergangenen Monate als Beispiel für Apples im Vergleich zu Konkurrenten wie Facebook und Google zwar geräuschloses, aber systematisches Vorgehen. Apple hat hier im vergangenen Quartal seine Ausgaben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf mehr als eine halbe Milliarde Dollar verdoppelt. „Natürlich sind wir auf der Jagd“, sagte Cook. „Wir schauen aber nicht darauf, dass wir möglichst viel bezahlen und möglichst hohe Wellen schlagen“, ergänzte er mit einem Seitehieb etwa auf die Übernahme des Nachrichtendienstes Whatsapp durch Facebook, die im Februar 19 Milliarden Dollar gekostet hat.

Besonders intensiv hat sich Apple mit Hilfe solcher Übernahmen etwa dem Bereich der Kartendienste angenommen, wo die Firma bisher gegenüber Google und Nokia hinterherhinkte und im Herbst 2012 mit einem wenig ausgereiften eigenen Angebot auch einen der größeren Flops der Firmengeschichte verursachte.