Wohnen, Arbeit und Freizeit sollen im Wohngebiet „Schelmenäcker“ in Leinfelden-Echterdingen für etwa 600 Menschen stärker miteinander vermischt werden. Was ist der aktuelle Stand?
In einer der 223 modernen Wohneinheiten leben, für die Frühstücksbrötchen nur die Treppe runter ins Erdgeschoss, für einen Termin beim Physiotherapeuten nur um die Ecke. Die Kinder können in die Kita laufen, die großen Geschwister verbringen ihre Freizeit im Jugendhaus, für eine kleine Sporteinheit trifft man sich auf dem Quartiersplatz und auch für den Arbeitsweg braucht man nur wenige Minuten – so könnte es aussehen, das Leben im neuen Wohnbaugebiet „Schelmenäcker“ in Leinfelden-Echterdingen. Wohnen, Arbeit und Freizeit sollen auf dem 1,5 Hektar großen Gelände für etwa 600 Menschen stärker miteinander vermischt werden. Was hat sich in den letzten Jahren im Quartier getan?
Aufregung um die Bauarbeiten auf dem Gelände gab es in den letzten Jahren genug: Im Frühjahr 2021 wurde ein Jungsteinzeit-Dorf unter dem Baugrund ausgegraben– für diese Arbeiten musste die Stadt einiges mehr an Geld in die Hand nehmen als zunächst gedacht. Im Herbst 2021 feierte die Kita, die sich auch auf dem Gelände befindet, Richtfest. Wenig später wurde bekannt, dass die Stadt einer Betrugsmasche aufgesessen war: Die benötigten Fenster wurden weder geliefert noch in Produktion gegeben und der Einzug der kleinen Jungen und Mädchen verzögerte sich. Auch die lange Sperrung der Max-Lang-Straße sorgte immer wieder für Unmut. Und nun?
Die ersten Gartenstühle stehen auf den Balkonen und die großen Fenster geben die Sicht auf eingerichtete Wohnzimmer frei. Auf den ersten Blick wirken viele der Wohnungen, die durch die Siedlungswerk GmbH sowie die Pro B Projektentwicklung & Projektsteuerung GmbH & Co. KG errichtet wurden, belebt. Tatsächlich sind alle Wohneinheiten des Siedlungswerks fertig – Mitte Mai gab es das Richtfest.
Fast die Hälfte der Eigentumswohnungen steht noch leer
Insgesamt gibt es in den Schelmenäckern 223 Wohneinheiten. Während 60 Prozent der Eigentumswohnungen verkauft seien, wurden etwa für 90 Prozent der Mietwohnungen Mieterinnen und Mieter gefunden, heißt es seitens der Stadt. Dass noch viele Eigentumswohnungen leer stehen, könnte auch an den Kaufpreisen für die Wohnungen liegen. Auf der Immobilienplattform Immoscout liegen diese zwischen 232 000 und 710 000 Euro.
Im Fokus des Quartiers soll die soziale Mischung stehen: Menschen mit und ohne Behinderung, junge und alte Menschen, sowie Menschen aus unterschiedlichen Einkommensschichten sollen in den Schelmenäckern in Zukunft zusammenleben. Getroffen werden kann sich beispielsweise auf dem Quartiersplatz, auf dem viele Sitz- und Liegemöglichkeiten, ein Fontänenfeld, Sportgeräte, größere Pflanzbeete mit Bäumen und eine große Fläche, die multifunktional nutzbar ist, zu finden sind. Der Quartiersplatz soll – ebenso wie die gesamten Freianlagen – laut Stadtverwaltung bis zum kommenden Herbst fertiggestellt werden. Anschließend soll ein Fest folgen, bei dem der Platz eingeweiht wird.
Im Untergeschoss der Gebäude soll vor allem Gewerbe untergebracht werden. Eine Physiopraxis ist bereits in eine der zehn Gewerbeeinheiten gezogen. Ein Bäcker, ein Blumenladen und eine Kochschule sollen bald folgen. „Das kann man doch nicht als Infrastruktur bezeichnen“, moniert einer der Besucher beim Stadtspaziergang, zu dem die Stadt vergangene Woche einlud. Er wünscht sich mehr Einkaufsoptionen und Möglichkeiten essen zu gehen. Bürgermeister Benjamin Dihm kontert, indem er auf die Unterführung zum neuen Markt hinweist. Für die Kleinsten ist in den Schelmenäckern auch einiges geboten: Bei der Gestaltung des Spielplatzes hat man sich dazu entschieden, einen Bezug zu den archäologischen Funden herzustellen. Auf einem großen Mammut aus Holz wird jetzt getobt und geklettert. Zugleich dient das Bodenband aus Betonfertigteilen als Zeitstrahl: Hier finden Klein und Groß , chronologisch und bildlich hinterlegt, Informationen über die wichtigsten Ereignisse der menschlichen Entwicklung in der Steinzeit.
Acht Kita-Gruppen auf 2300 Quadratmetern
Ein Highlight im Areal ist die Kita „Kleine Schelme“. Auf 2300 Quadratmetern gibt es hier Platz für acht Gruppen. Dabei ist es egal, ob die Kinder unter oder über drei Jahre alt sind, die Räume sind flexibel nutzbar. Der große Außenbereich bietet zum Beispiel die Möglichkeit für Bobbycar-Rennen. Das Besondere: Die Räume der Kita können auch von zwei unterschiedlichen Trägern in Anspruch genommen werden. Auch das neue Jugendhaus Areal, das nach vier Jahren Bauzeit vergangenen September eröffnet wurde, kann sich sehen lassen: Ein Veranstaltungsraum, Café-Bereich, Proberäume, Büro, Werkstatt sowie zwei Besprechungsräume auf 950 Quadratmetern laden zum Quatschen, Spielen, Musik hören und Chillen ein.