Erstmals haben sich die möglichen Investoren für das Areal der alten Lederfabrik Breuninger in Schorndorf präsentiert. Immer wieder gab es Statements für einen Erhalt einzelner Gebäude.

Schorndorf - Acht Jahre nach der Insolvenz der Lederfabrik Breuninger am Nordrand der Schorndorfer Innenstadt steht nun die Entscheidung über die künftige Bebauung des Areals an. Die beiden Investoren in der Endauswahl, die Firma Pflugfelder aus Ludwigsburg und die bundesweit tätige Firma Formart, haben am Donnerstagabend bei einer Bürgerversammlung ihre Entwürfe präsentiert. Das Interesse an den rund 180 Wohnungen, die auf dem 1,3 Hektar großen Areal entstehen sollen, sind in Zeiten der Wohnraumknappheit groß. Nach der Versammlung konnte man einige Besucher beim intensiven Studium der Grundrisspläne beobachten. Welcher Entwurf zum Zuge kommt, soll laut dem OB Matthias Klopfer der Gemeinderat im Frühjahr entscheiden.

 

Beide Bieter können etliche Referenzobjekte vorweisen, der architektonische Ansatz ist jedoch recht unterschiedlich. Der Architekt Marc Steinhof vom Stuttgarter Büro Steinhoff/Haehnel, der für Pflugfelder plant, warb mit der „Maßstäblichkeit“ der Gebäude, die stärker an den jetzigen Baubestand erinnern und unter denen im Parterre ein Lebensmittelsupermarkt Platz findet. Drei dieser Gebäude sollen das Areal gegen Lärmquellen abschirmen: gegen die Heinkelstraße und die Bahnlinie. Die Besonderheit ist, dass der Entwurf außer dem alten Gasthaus Krone auch die Erhaltung zweier Altgebäuderiegel vorsieht, die L-förmig mitten über das Areal reichen. Deren Dachgestühl wird laut der Planung durch einen Holzaufbau ersetzt, was zusätzlichen Raum schaffe.

„Keine Brutalo-Architektur“

Recht verspielt wirken die Innenhöfe, die dabei entstehen. Auf den Plänen fanden sich Spielplätze und Sitzgruppen, in denen Überbleibsel der Lederverarbeitungsgeräte integriert werden sollen. Der Architekt warb mit 163 Wohnungen – vom Loft bis zum kleinen Pendlerapartment.

Der Entwurf der Firma Formart, den Michael Keller vom Büro Nething Generalplaner aus Neu-Ulm vorstellte, wirkt voluminöser. „S’Lederer“, wie die Planer den Entwurf nennen, öffnet sich zur Bahnunterführung mit einer breiten Flaniermeile in Richtung Mühlgasse, was Keller die Vernetzung des Gebiets nannte. Man mache keine „Brutalo-Architektur“, sondern lege auf Begrünung der Dächer und Innenflächen Wert, sagte Keller. Der Entwurf biete einen „guten Mix aus Urbanität und Privatheit“. Da offenbar im Vorfeld kritisiert worden ist, dass bis auf das Gasthaus Krone kein alter Stein auf dem anderen bleibt, hat Formart eine Variante geschaffen, welche einen alten Gebäudeblock erhält – was allerdings etwa für die Tiefgarage Platz kostet, die entgegen der Ankündigung der Stadt von Formart eingeschossig und nicht zweigeschossig geplant ist.

„Höchststrafe für Architekten“

Von „zwei richtig guten Entwürfen“ sprach der Vorsitzende des Gestaltungsbeirats, Franz Pesch, der zwar keine klare Empfehlung, wohl aber Kriterien für die Entscheidung nannte. Das Breuningerareal nannte er „ein kraftvolles Baudenkmal“, daher solle sich die Stadt für Elemente einsetzen, die daran erinnern. Auch die lärmende Straße und Bahnlinie im Süden, laut Pesch „eine Höchststrafe für Architekten“, müsse abgeschirmt werden. Dem Pflugfelder-Entwurf bescheinigte Pesch „Wohnhof-Qualität“, er lobte die „Vielfalt von Wohnformen“. Am Formart-Entwurf begrüßte er die Möglichkeit, „rein zu flanieren“ und dessen klarere Orientierung zur Altbauzeile in der Vorstadtstraße. Leise Kritik gab es bezüglich des „Schallschutzes im Detail“ und der Wohnungsgrößen, die offenbar weniger Bandbreite aufweisen

In der anschließenden Fragerunde wurden Forderungen laut, Teile des alten Bauensembles zu erhalten – bis hin zum weithin sichtbaren Kamin. Bewohner des Mehrgenerationenhauses fragten nach Möglichkeiten, eine ähnliche Eigentümergemeinschaft zu schaffen – was nicht rundweg abgelehnt, aber vom OB erst für die Bebauung des Bauhofareals in Aussicht gestellt wurde. Die Zugänge zur Unterführung unter der Bahnlinie wollen beide Bieter verbessern – bei der schmalen dunklen Röhre wird es jedoch wohl bleiben.