Der Bezirksbeirat hält Radabstellplätze für die Anwohner im Quartiersparkhaus im Neckarpark für überflüssig. „Das ist eine Schnapsidee.“

Bad Cannstatt - Bauherren stehen auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areal vor einem Problem: Wegen des Mineralwasservorkommens können sie nicht alle vorgeschriebenen Stellplätze auf den einzelnen Baufeldern des neuen Stadtviertels nachweisen. Aus diesem Grund hat sich die Stadt für den Bau eines Quartiersparkhauses mit 353 Stellplätzen entschieden, indem auch gleich die Energiezentrale für den künftigen Wohn- und Gewerbepark, integriert wird.

 

Zudem soll das Gebäude, das fast 19 Millionen Euro verschlingt, neben einer Fahrradstation auch noch Radstellplätze für die künftigen Bewohner enthalten. Zwar steht in der Vorlage für einen vorgezogenen Baubeschluss nur noch die Zahl von 180 geplanten Fahrradstellplätzen, dennoch war selbst diese Reduzierung für die Mitglieder des Bezirksbeirats Bad Cannstatt immer noch Grund genug, dem Verwaltungspapier die Zustimmung zu verweigern. Denn das Bürgergremium war einstimmig der Meinung, dass Fahrradabstellplätze für Anwohner eine „echte Schnapsidee“ seien. „Kein Mensch parkt sein Rad 200 oder 300 Meter entfernt von seiner Wohnung“, sagte CDU-Sprecher Roland Schmid. Eine Meinung, der sich Peter Mielert (die Grünen), Inge Utzt (SPD) und auch die übrigen Fraktionen anschlossen.

Lösung ist nicht innovativ

Peter Mielert setzte seine Kritik jedoch fort, denn er bezeichnete das Quartiersparkhaus grundsätzlich für die richtige Lösung, aber als nicht innovativ. „Andere Städte sind da mutiger und setzen auf vollautomatische Parkhäuser“, so Mielert. Deren Vorteil: Es können, da weniger bis fast keine Fahrbahnen benötigt werden, weitaus mehr Stellplätze eingerichtet werden. „Zudem wird die Abgasbelastung erheblich reduziert.“ Allein beim Kohlendioxid um bis zu 35 Prozent. Und die höheren Baukosten würden durch die größere Anzahl an Parkplatzvermietungen kompensiert werden.

„Wir hatten das Thema untersucht“, sagte Steffen Walz vom Hochbauamt. Allerdings seien Investitionen und Unterhalt sehr hoch gewesen. Zudem hatte das Hochbauamt die Befürchtung, dass es bei der Zu- und Abfahrt zu einem vollautomatischen Parkhaus zu Rückstaus kommen könne; etwa wenn 20 Autos gleichzeitig ein- oder ausfahren wollen.

Der Bezirksbeirat stimmte der Vorlage für das Quartiersparkhaus zu, allerdings mit der Maßgabe, dass die Stadtverwaltung die 180 Radstellplätze aus dem Papier entfernt und alternative Fahrradnutzungen – etwa eine Verleihstation – integriert. Am 9. Oktober wird das Bauprojekt im Technikausschuss diskutiert, Beschlussfassung soll zwei Tage später im Gemeinderat sein. Mit einem Baubeginn wird bis Jahresende gerechnet.

Energiezentrale hat Priorität

Was die Zeitschiene angeht, so hat die Energiezentrale Priorität. Denn bereits im Herbst 2019 sollen die Volksbank-Gebäude, die die Münchner Dibag für 70 Millionen Euro an der Daimlerstraße errichtet, bezogen werden. Da die Energiezentrale jedoch erst Ende 2019 fertig sein und bereits ab Oktober eine Wärmeversorgung benötigt wird, muss die Stadt eine Interimsheizzentrale einrichten.

Dem Quartiersparkhaus an der Benzstraße, die momentan verlegt wird, kommt nicht nur eine städtebauliche Bedeutung als Quartierseingang zu. Es übernimmt auch die Funktion des Schallschutzes zum nördlichen gelegenen Wohnviertel gegenüber der Benzstraße und dem Wasen. Das Dach soll extensiv begrünt werden, die Fassade mindestens zu einem Drittel. Die Elektromobilität spielt eine große Rolle. In der ersten Ausbauphase sind rund 20 Prozent der Stellplätze, das sind etwa 60 Stück, mit E-Ladestationen ausgerüstet. In der zweiten Ausbauphase soll die etwa Hälfte der Parkplätze E-Auto-tauglich sein und in der dritten Ausbauphase alle.