Florian Gauder führt ein Doppelleben. Einerseits ist er ein Firmenchef, andererseits ein Quatschmacher. Im Alltag leitet er ein Degerlocher Bauunternehmen, am Wochenende treibt er auf der Partymeile sein Unwesen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch - Eintöniges missfällt Florian Gauder. „Die Welt ist so langweilig, da braucht es einen Kasper“, sagt er. Und wer würde sich da besser eignen als einer wie er? Einer, der von sich selbst sagt: „Ich habe einen an der Klatsche.“

 

Florian Gauder führt ein Doppelleben. Denn ein Quatschmacher ist er nur in seiner Freizeit. „Ich brauch’ das als Ausgleich“, sagt er. Im Alltag leitet er ein Degerlocher Bauunternehmen. Kunden, die dem 39-jährigen Firmenchef gegenübersitzen, werden kaum vermuten, dass Florian Gauder alias Mister Big kostümiert auf Stelzen über Messen läuft, dass er die weltweit erste und einzige männliche Bierkönigin geworden ist, dass er sich – erfolglos – auf 13-Zentimeter-Stöckelschuhen bei der Fernsehshow Germany’s Next Topmodel beworben hat und dass er eben erst bei der Bart-WM in Leinfelden-Echterdingen dabei war. Andererseits würde „niemand mein seriöses Leben erahnen“, wenn er auf den Partymeilen unterwegs ist. „Die Leute dort denken sicher, ich bin immer besoffen.“

Mit der weltgrößten Schupfnudel ins Guinnessbuch

In Degerloch denken viele Leute, dass Florian Gauder ein Mann für gute Ideen ist. So war das auch mit der weltgrößten Schupfnudel. Kurz vor der 40. Degerlocher Kirbe kam der Anruf mit der Bitte, sich fürs Fest etwas Originelles auszudenken. Die Zeit war knapp, doch nicht zu knapp für Florian Gauder. Er hirnte – und schlug eine 40 Meter lange Schupfnudel vor; mit ihr haben es die Degerloch sodann ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft.

Das Riesen-Bubenspitzle ist nicht der erste Weltrekord, den Florian Gauder angezettelt hat. 2007 hatte er in zwei Monaten die größte Drehorgel der Welt zusammengeschraubt. Zwei Stunden dauerte sein Auftritt auf dem Schlossplatz, „danach habe ich sie kaputt gemacht“, sagt er. „Eigentlich völlig hirnrissig, aber mein Vater hat gesagt, wir haben hier in der Firma keinen Platz.“ Der Mann mit Käppi und Handwerkerhose lacht. Es fällt ihm nicht schwer, sich von alten Ideen zu verabschieden, er hat ja eh dauernd neue.

„Schluck, du Luder“ kommt an

Ihm ist sehr wohl bekannt, dass die Leute bei manchen seiner Aktionen die Nase rümpfen oder die Augen verdrehen. Zum Beispiel sein Trinkspiel mit dem derben Namen „Schluck, du Luder“. Mit dem Spiel und einem Kollegen zieht er an den Wochenenden in Anzug und mit Melone durch die Discos der Republik. Ziel des Spiels ist es, das Glas möglichst schnell zu leeren. Wer ihm vorwirft, er würde die Jugend zum Trinken verleiten, dem antwortet er: „Es geht ums kontrollierte Saufen.“ Das wird mutmaßlich nicht alle Kritiker beruhigen. Fakt ist, „Schluck, du Luder“ kommt an. Florian Gauder exportiert es bis nach Polen und sogar in die Mongolei.

Im Sommer hat der 39-Jährige in Degerloch Aufsehen erregt. Er hat an einer Tankstelle zum „Hot Carwash“ geladen. Aufreizende Frauen in Bikinis haben die Autos der Kunden eingeseift und geschrubbt. „Sex sells“, sagt er. Das habe auch der Meterstab bewiesen, der nicht nur Hilfsmittel ist, sondern auch eine Visitenkarte der Firma Gauder. Auf der einen Seite steht die Adresse, auf der anderen rekeln sich nackte Damen. „Der ist heiß begehrt“, sagt er. Das habe auch den anfangs skeptischen Vater versöhnt.

Angeborener Hang zum Klamauk

Bei all den Aktionen geht es Florian Gauder immer um dasselbe: um den Showfaktor, übrigens eine Lieblingsvokabel des Degerlochers. „Man lebt nur einmal. Und es gibt viele Schwätzer, die reden, aber nichts tun.“ Bei ihm sei das schon immer anders gewesen. Für diesen Showfaktor scheut er keine Mühen. Beim Abischerz damals habe er zum Beispiel mit anderen das Königin-Charlotte-Gymnasium in Möhringen komplett mit Folie verhüllt.

Der Hang zum Klamauk ist Florian Gauder angeboren. Dass er Handwerker geworden ist, ist vielleicht ein Versehen. Hätte seine Familie kein Bauunternehmen, „wäre ich vermutlich in der Showbranche gelandet“. Andererseits ist es er auch froh über seinen handfesten Job. „Handwerk ist etwas Solides“, sagt er. Schließlich habe er eine Frau und zwei kleine Kinder. Wegen seiner Familie will er in zwei Jahren etwas ruhiger werden. „Dann habe ich die 40 überschritten, und das Lotterleben muss auch mal aufhören“, sagt er. Doch bis dahin gilt: mit Vollgas auf der Überholspur.