Innerhalb der AfD herrscht zurzeit ein harscher Ton. Doch der Landeschef Bernd Kölmel hofft, dass in der Partei nach dem Rückzug eines Stadtrats vom Parteiamt Ruhe einkehrt.

Stuttgart - Nach den innerparteilichen Querelen um die frisch gewählten Neustadträte Eberhard Brett und Heinrich Fiechtner ist die Partei Alternative für Deutschland (AfD) bestrebt, Ruhe in die eigenen Reihen zu bringen. Wie berichtet, hat das Ex-CDU-Mitglied Brett mittlerweile, wie vom AfD-Landesvorsitzenden Bernd Kölmel gefordert, sein Amt als Beisitzer im Landesvorstand niedergelegt. Brett war vorgeworfen worden, Parteiinterna an ein früheres Mitglied, den heutigen AfD-Kritiker Elias Mößner, weitergeleitet zu haben.

 

Fiechtner will dagegen nach StZ-Informationen Mitglied im Landesvorstand der Partei bleiben. Er soll ebenfalls Informationen an Mößner weitergegeben und zudem angebliche Unregelmäßigkeiten bei einer Stellenbesetzung in der Landesgeschäftsstelle öffentlich gemacht und damit gegen den Datenschutz verstoßen haben.

Gegenüber der Stuttgarter Zeitung sagte der AfD-Landesvorsitzende Kölmel, aus seiner Sicht sei mit Bretts Rückzug aus dem Landesvorstand die Causa „erst einmal erledigt“. Zuvor hatte Kölmel dem Rechtsanwalt in einer Mail, die der StZ vorliegt, nahegelegt, aus der Partei auszutreten. Bei einer Arbeitsklausur der Landespartei am kommenden Wochenende sollen zunächst sowohl Brett als auch Fiechtner nun Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten, bevor dann die Mitglieder das letzte Wort haben. „Wir sind da sehr basisdemokratisch orientiert“, so Kölmel. Er gehe aber davon aus, dass die AfD auch wieder „harmonisch zusammen finde“. Auch andere AfD-Mitgleider glauben nicht, dass Brett und Fiechtner die Partei verlassen werden und somit die dreiköpfige AfD-Gruppe im neuen Gemeinderat sprengen.

Mößner war Praktikant beim früheren CDU-Generalsekretär

Der angesprochene Elias Mößner, ein Jurist aus dem badischen Ihringen, ist den den obersten Funktionären in der AfD ein rotes Tuch, spätestens seit er in Karlsruhe eine Verfassungsbeschwerde gegen die Zulassung der AfD zur Europawahl eingereicht hatte.

Der frühere Vorsitzende des Rings christdemokatischer Studenten (RCDS) in Freiburg hatte gemeinsam mit dem Sohn des Bundesvorsitzenden Bernd Lucke einst die erste Hochschulgruppe der AfD an der Freiburger Uni gegründet. Mößner, der schon mal als Praktikant beim damaligen CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe CDU-Luft schnuppern dürfte, galt bis zu seinem Ausschluss aus der AfD im November 2013 als Vertreter einer erzkonservativen und fundamentalchristlichen Richtung innerhalb der Partei.

So hatte er etwa in einem Interview mit der dem rechtsextremen Spektrum zugeordneten Monatszeitschrift „Zuerst“ erklärt, es könne nichts schaden, sich den umstrittenen SPD-Politiker Thilo Sarrazin zum Vorbild zu nehmen und sich zudem gegen einen Aufnahmestopp für Mitglieder der islamkritischen Partei „Die Freiheit“ ausgesprochen.

Parteifreunde bezeichnete er laut AfD-Schiedsgerichtsurteil – Mößner hatte seinen Parteiausschluss angefochten – schon mal in Chats als „“elende Pfeife“ oder „widerlichen Wurm“. AfD’ler äußern sich im Gegenzug ebenfalls wenig schmeichelhaft über ihren Ex-Kollegen: Von „Prozesshansel“ bis hin zu zu „psychischen Deformationen“ reichen die Charakterisierungen.

Auch Fiechtner ist kampfeslustig

Zumindest die Vorliebe für Thilo Sarrazin, der unter anderem geschrieben hatte, die Türken eroberten „Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben – durch eine höhere Geburtenrate“, hat Mößner mit dem AfD Stadtrat Fiechtner gemein. Auch der Stuttgarter Arzt pries den Autor Thilo Sarrazin noch Anfang des Jahres als „einen der brillantesten Analysten der Lage in unserem Lande und mutigsten Vertreter einer freien Meinungsäußerung“.

Dass auch Fiechtner gegenüber Kritikern kampfeslustig ist, zeigt eine Mail an Parteifreunde, aus der die Frankfurter Allgemeine Zeitung kürzlich zitierte. Darin schrieb der Onkologe mit Blick auf die Forderung des Landesvorsitzenden, er möge sein Parteiamt ebenfalls ruhen zu lassen: „Wenn Ihr diese Art Krieg wollt, könnt Ihr ihn haben.“