Ohne Nimbus 2000, dafür aber zwischen Quaffel, Klatschern und dem Schnatz sind reale Quidditch-Spieler unterwegs. Der Sport, der seinen Ursprung in den Harry-Potter-Büchern hat, wird in Deutschland immer beliebter.

Stuttgart - 14 Spieler, vier Bälle und eine Partie in luftiger Höhe – Harry-Potter-Fans dürfte das bekannt vorkommen. Die Rede ist von Quidditch, der beliebtesten Sportart der magischen Welt der Bücher von Joanne K. Rowling. In der Realität wird auch Quidditch gespielt, mit einigen Abwandlungen versteht sich. „Quidditch ist mittlerweile ein ganz eigener Sport, auch wenn unsere Wurzeln natürlich von den Harry-Potter-Büchern kommen“, sagt Jenny Krafczyk vom Deutschen Quidditchbund (DQB). In Deutschland gibt es derzeit 1160 Spieler und Spielerinnen und 40 offizielle Teams, die beim DQB gemeldet sind. Der Sport ist eine Mischung aus Rugby, Hand-, und Völkerball.

 

So wird gespielt – ein kurzer Überblick

Jedes Team besteht aus sieben Spielern. Pro Team dürfen allerdings nur maximal vier Spieler das gleiche Geschlecht haben. Fehlen dürfen nicht die Besen in Form von PVC-Stangen, die während des gesamten Spiels zwischen den Beinen getragen werden. Drei Jäger versuchen mit dem sogenannten Quaffel Tore zu erzielen, indem sie ihn in drei Ringe des gegnerischen Teams werfen. Das versucht wiederum der Hüter zu verhindern, der die Ringe des eigenen Teams verteidigt. Pro Tor gibt es 10 Punkt. Die zwei Treiber probieren mithilfe von Klatschern die gegnerische Mannschaft abzuwerfen und somit aus dem Konzept zu bringen.

Wer von einem Klatscher getroffen wurde, muss vom eigenen Besen absteigen und darf nicht ins Spiel eingreifen, bis er die Ringe des eigenen Teams berührt hat. Die Sucher versuchen den Schnatz zu fangen. Der Tennisball wird bei einem unparteiischen Spieler am Hosenbund in einer Socke befestigt. Wird der Schnatz gefangen, also die Socke herausgezogen, endet das Spiel und der erfolgreiche Sucher bekommt 30 Punkte für sein Team.

Sport wird manchmal belächelt

Durch die Besen werde alles schwieriger, wie Krafczyk sagt. „Gerade beim ersten Training gehört ein bisschen Offenheit und ein kleines Augenzwinkern dazu, um das auszuprobieren.“ Für den Sport wird man manchmal belächelt. Dies halte aber in der Regel nur so lange an, bis die Personen ein Spiel gesehen oder es selbst ausprobiert haben. Diesen Umstand kennt auch Daniel Schnurr, Vorstandsmitglied bei den Tübinger Thestralen. Viele, die Quidditch aus den Büchern oder den Filmen kennen, würden erst mal davon ausgehen, dass das Hochschulsport-Team der Eberhard Karls Universität Tübingen mehr eine Rollenspielgruppe als eine echte Sportmannschaft ist.

Die Besten messen sich beim European Quidditch Cup

Derzeit seien schätzungsweise 20 bis 30 Spieler bei den Tübinger Thestralen aktiv, sagt Schnurr. Wobei es zu Beginn und Ende des Semesters Schwankungen bei der Anzahl gebe. Das Team nimmt laut Schnurr an zwei deutschlandweiten Turnieren teil, der Deutschen Meisterschaft und dem Eispokal. Zudem ist die Qudditchmannschaft in der Baden-Württemberg-Liga aktiv. Der Deutsche Quidditchbund veranstaltet neben der Deutschen Meisterschaft und dem Eispokal das Ligafinale. „Das Ligafinale ist unser wichtigstes Turnier, da hierüber die Qualifikationen für die beiden European Quidditch Cups Division 1 und 2 vergeben werden“, sagt Jenny Krafczyk vom DQB. Der European Quidditch Cup sei mit der Champions League und dem Europa Pokal im Fußball vergleichbar. Auf internationaler Ebene finden jährlich die Europa-, und die Weltmeisterschaft statt.

Übrigens: Wer sich für Quidditch interessiert, muss keineswegs Fan der Fantasy-Romane sein. „Der Großteil der Quidditchgemeinschaft ist mehr oder weniger Harry Potter affin, jedoch gibt es auch Spielerinnen und Spieler, die wenig bis gar nichts damit zu tun haben“, sagt Daniel Schnurr. „Wer glaubt, dass wir nur ein bisschen aus Jux Quidditch nachspielen, wird sich schon beim ersten Training wundern“, schließt sich Jenny Krafczyk an.