Der Zuwachs an Corona-Neuinfektionen hat sich auf sehr hohem Niveau zuletzt verlangsamt. Erfahrungen aus den bisherigen drei Infektionswellen lassen hoffen, dass dahinter eine Trendwende stecken könnte.

Stuttgart - DerZuwachs bei den bestätigten Corona-Neuinfektionen in Deutschland hat sich deutlich verlangsamt. Zwar wies Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 419,7 aus – nach 404,5 am Vortag. Der Wert ist weiterhin sehr hoch, zudem werden derzeit viele Infektionen etwa wegen überlasteter Gesundheitsämter zu spät gemeldet. Allerdings hat sich der Zuwachs in den vergangenen Tagen auch mit Nachmeldungen verlangsamt.

 

Weitere Daten des RKI deuten darauf hin, dass die Zahl der bestätigten Neuinfektionen weiter leicht sinkt. Die Reproduktionszahl sinkt seit Tagen. Am Mittwochabend lag sie bei 1,01, am Donnerstag bei 1,04. Das bedeutet, dass ein Infizierter noch einen weiteren Menschen ansteckt. Sinkt die auch R-Wert genannte Kennziffer weiter und fällt unter 1, dann ist mit weiter sinkenden Infektionszahlen zu rechnen.

R-Wert sinkt schon seit einigen Tagen

Im steigenden R-Wert hat sich früher als in den Infektionszahlen die vierte Welle gezeigt – ein sinkender R-Wert zeigt aber auch das Abflauen der Welle an. Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, weil das RKI den R-Wert nur schätzt, und zwar auf Basis der wackligen Infektionszahlen.

Die liegen weiterhin auf Höchstniveau und sind deshalb möglicherweise nur bedingt mit den Werten aus den vorherigen Wellen zu vergleichen. Zudem ist in Baden-Württemberg, wo der R-Wert bereits unter 1 liegt, die Inzidenz von Dienstag auf Mittwoch leicht gestiegen: von 470 auf 476.

Wiederholt sich das Muster früherer Wellen?

Dennoch würde die aktuelle Entwicklung der bundesweiten Werte ins Muster der bisherigen Infektionswellen passen: Infolge steigender Infektionszahlen und der Diskussion und des Einsetzens schärferer Coronaregeln passen viele Menschen ihr Verhalten an, reduzieren Kontakte und damit Infektionsmöglichkeiten. Die Fallzahlen sinken.

Dazu hat sich zuletzt kein Experte geäußert, auch weil es noch zu früh ist, eine Trendwende auszurufen. Vorangeprescht war aber der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. „Es ist schwer zu unterscheiden, was der natürliche Wellenverlauf ist und was auf Maßnahmen zurückgeht, die den Abbruch der Welle beschleunigen können“, schrieb er vergangene Woche auf Facebook.

Womöglich wirkt auch in der vierten Welle wieder beides zusammen. Für die stark belasteten Intensivstationen sei das „ein Zeichen der Hoffnung“, so Palmer.

Hinweis 25.11., 15 Uhr: in einer früheren Version des Beitrags waren sinkende Infektionszahlen berichtet worden. Dies bezog sich auf die Inzidenz inklusive Nachmeldungen. Die Werte wurden ersetzt durch die im RKI-Lagebericht genannten Inzidenzen. Der am Donnerstagnachmittag vermeldete R-Wert für 25.11. wurde ebenfalls ergänzt.