Mit Beginn des Frühlings werden sich die Konflikte im Stettener Wald wieder zuspitzen. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen will nun nicht mehr nur Verbote aussprechen, sondern den Mountainbikern etwas bieten.

Leinfelden-Echterdingen - Viele Radler zieht es jetzt mit Beginn des Frühlings wieder in den Stettener Wald. Seit gut einem Jahr häufen sich dort aber die Beschwerden. Spaziergänger und Jogger sind genervt von den Mountainbikern und anders herum. Der Ton zwischen den Gruppen ist giftiger geworden. Dabei wollen alle nur eins: Sich an der frischen Luft bewegen und dabei Entspannung finden. Gleichzeitig ärgern sich Naturschützer und Waldbesitzer über Schäden, die durch die Vielzahl an Erholungssuchenden bereits entstanden sind.

 

Für diese Gemengelage versucht die Stadt Leinfelden-Echterdingen eine Lösung zu finden. Der Bau einer legalen Strecke steht im Raum, auch wenn Oberbürgermeister Roland Klenk kein Freund davon ist, wie er in der jüngsten Gemeinderatssitzung klar machte, und die Grünen den Jugendlichen lieber in ausgewiesenen Bereichen den Bau kleiner Mini-Stecken erlauben würden.

Der Stadtverwaltung schwebt ein naturbelassener Flowtrail vor. Dieser sollte allein auf städtischer Fläche verlaufen, wo genau ist noch offen. Die Strecke würde keine spektakulären Sprünge, aber ein paar nette Wellen und kleine Hindernisse bieten, und auch für weniger geübte Radler geeignet sein. Das ist die Idee. Dazu sollen zunächst nun alle Gruppen, die in diesem Wald unterwegs sind, bei einer Auftaktveranstaltung an einen Tisch geholt werden, was die Mehrheit der Stadträte begrüßte.

Ein Katz-und-Maus-Spiel

Die Mountainbiker gehören seit mehr als zehn Jahren, wie FDP-Stadträtin Judith Skudelny klarstellte, zum Bild in diesem Wald. Genauso wie das Katz-und-Maus-Spiel, dass die einen eine Strecke bauen, welche die anderen wieder zerstören. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 suchen immer mehr Menschen Ausgleich im Wald, sagte Anja Schubert, die Leiterin des städtischen Amtes für Immobilien. „Wir haben mit der Forstbehörde festgestellt, dass ein ganzes Netz an Trails und Wegen entstanden ist, welche vom Theater unter den Kuppeln in Richtung Siebenmühlental verläuft.“

Aus Ästen, Baumstämmen und Erde seien kleine Rampen und Hindernisse gebaut worden. Die Routen laufen auch über 27 private Grundstücke. Das Fahren auf diesem Streckennetz hat Folgen für den Wald und dessen Bewohner. „Die Erosion schreitet voran, das Wasser schießt durch die nicht natürlichen Rinnen, der Boden wird ausgeschwemmt.“ An einigen Stellen schaue der Fels heraus, Wurzeln von Bäumen seien freigelegt. Der Boden werde verdichtet, der Jungaufwuchs zerstört. Umliegende Bäume würden geschwächt, Tiere in ihren Rückzugsräumen gestört.

Die Kommune hat in einem ersten Schritt die illegalen Strecken gesperrt, Hindernisse zurückgebaut, entsprechende Schilder aufgestellt, die jetzt auch noch mit einem QR-Quode versehen werden. Die Radler sollen vor Ort aufgeklärt werden, man will in einen Dialog kommen.

Eine Frage der Haftung

Der Hauptgrund für den Rückbau war laut Schubert die Haftungsfrage. „Wenn sich dort jemand schwer verletzt, haften wir als Stadt voll.“ Das hat auch mit der Zwei-Meter-Regelung zu tun, die im Paragraf 37 des Landeswaldgesetzes zu finden ist und die es nur in Baden-Württemberg gibt. Demnach ist das Radfahren auf Wegen, die schmäler als zwei Meter sind, nicht gestattet. Die Forstbehörde kann davon allerdings Ausnahmen zulassen.

Die Kommune will nun die Mountainbiker im Stettener Wald in geregelte Bahnen lenken, „um den Rest des Waldes dann wieder seiner natürlichen Funktion und Bewirtschaftung zu überlassen“, sagte die Amtsleiterin. Grünes Licht für den Bau einer legalen Strecke haben die Untere Naturschutzbehörde und die Untere Forstbehörde grundsätzlich bereits gegeben. Dennoch gilt es noch reichlich Hürden zu nehmen: Ein Artenschutzgutachten muss erstellt werden. Eine externe Firma muss ein Konzept erarbeiten. Der Gemeinderat muss das Ganze noch beschließen.

Immerhin: Zwei Vereine haben schon Interesse daran signalisiert, die Strecke mit finanzieller Unterstützung der Stadt zu bauen und zu unterhalten. Schubert rechnet mit drei Jahren, bis der legale Trail genutzt werden kann, was einigen Stadträten viel zu lange dauert.